Zentrum für frankophone Welten (ZFW), Universität Tübingen: Vor- und Nachteile des KI-Einsatzes beim Umgang mit Sprache

24. Juli 2024 von H. Wittmann



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Am 22. Juli 2024 hat das > Zentrum Francophone Welten der Universität Tübingen eine Veranstaltung unter dem Titel „Vor- und Nachteile des KI-Einsatzes beim Umgang mit Sprache“ durchgeführt. Der Abend fand im Institut Culturel Franco-allemand ICFA statt.

Von links:

Prof. Dr. Ralph Krüger, Professor für Sprach- und Übersetzungstechnologie am Institut für Translation und Mehrsprachige Kommunikation der TH Köln.

Peggy Rolland, Literaturübersetzerin und Mitglied der > Association des Traducteurs Littéraires de France.

Prof. Dr. Detmar Meurers, Professor für Computerlinguistik an der Universität Tübingen und Vorstandsmitglied des LEAD Forschungsnetzwerks für Empirische Bildungsforschung.

Dolmetscherin: Dr. Françoise Dorison, Dipl.-Volkswirtin, Interkulturelles Management Frankreich-Deutschland, Tübingen

Die Veranstaltung wurde von Bettina Sund moderiert. Sie leitet das deutsch-französische Übersetzungsprogramm der Fondation Maison des Sciences de l’Homme (FMSH) Paris.

Nach drei kurzen Einführungsvorträgen diskutierten die drei Gäste über die Bedeutung und Tragweite der KI im Bereich von Sprache.

Prof. Krüger erläuterte in seinem Impulsvortrag mit dem Titel „Sprachbezogene künstliche Intelligenz. Wie funktionieren neuronale maschinelle Übersetzung und Large Language Modells?“ die computertechnischen Grundlagen der KI. Dabei ging es um die trainierbaren Parameter Künstlicher Neuronaler Netze, die seit der Einführung von ChatGPT3 sich in folgenden Versionen auch anderer Anbieter sehr rasant vergrößert haben. Zu diesen Systemen gehört auch ein Transformer, der eine kontextualisierte Vektorrepräsentation sämtlicher Wörter der zu verarbeitenden Input -Sequenz verarbeitet.

Peggy Roland berichtete über die Bedenken ihres Verbandes, weil aus Kostengründen schon oft die KI bei Übersetzungen eingesetzt werde. Aufgrund vieler Fehler sei aber immer eine Nachbereitung (post-édition) unumgehbar, deren Aufwand fast genauso hoch wie einer Übersetzung traditioneller Art sei. „Un risque d’uniformisation de la langue sur un fondement purement statistique“ nannte sie in ihrem Vortrag, „ein Risiko der Vereinheitlichung der Sprache auf rein statistischer Grundlage“, das unsere Redaktion hier auf dem Blog angelehnt an Éric Sadin als „eine Berechnung der Wahrscheinlichkeit von Wortfolgen“ bezeichnet hat, was mit einer (künstlichen) Intelligenz nichts zu tun hat. Vgl. dazu: H. Wittmann, Lesebericht und Nachgefragt: Michael Wildenhain, Eine kurze Geschichte der Künstlichen Intelligenz. Natürlich stellt sich auch die Frage, wer denn der Autor einer Übersetzung sei, die mit KI-Unterstützung angefertigt werde?

Peggy Roland verwies auf wertvolle Ressourcen zu ihrem Impulsvortrag

> Modèle de contrat de traduction

> L’ATLF a interrogé ses adhérents sur la post-édition

> IA et traduction littéraire : les traductrices et traducteurs exigent la transparence.

> La Tribune ATALF/ATLAS: IA et traduction littéraire : Les traductrices et traducteurs exigent de la transparence *.pdf

Ressources du Collectif > En chair et en os

Prof. Meurers resümierte schon mit dem Titel seines Beitrags „KI als Deus ex machina für den Fremdsprachenerwerb? Humbug“ auf welche Abwege die KI Lernende führen kann. Sein Vorwurf an die Kultusbehörden sind die falschen Erwartungen in die KI, mit ihrer Hilfe und der Digitalisierung könne Bildung verbessert werden. Schon sei die Künstliche Intelligenz zu einem Modewort verkommen. Schon werde vom digitalen Lehrer geschwärmt, der die Aufgaben der Differenzierung im Unterricht übernehmen könne. Bedenkt man aber den hohen Trainingsaufwand, der notwendig sei, um mit Hilfe des Computers Fähigkeiten des Menschen zu imitieren, für die der seine Intelligenz benötigt, werden schnell die Grenzen dieser Technik verständlich. Trotz nicht zu bestreitender Vorteile unterstreicht Prof. Meurers dass LLMs darauf optimiert seien, wahrscheinliche Sprachsequenzen vorauszusagen ohne jegliche sonstige Verbindung zur Welt der Wissen. Wittgenstein formulierte das so: „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“ Vgl. dazu: H. Wittmann, Lesebericht: Ray Monk, Wittgenstein. Das Handwerk des Genies.

Pour aller plus loin:

> Deutsch-französisches Übersetzungsprogramm (Fondation Maison des sciences de l’homme, Paris) – www.hsozkult.de

Auf unserem Blog: > Die künstliche Intelligenz ist ein Oxymoron – 14. April 2024 und weitere Artikel zu > ChatGPT und zur KI.

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