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Aus gutem Grund zeigen wir den folgenden Brief hier und jetzt nochmal an erster Stelle. Die Kurswahlen stehen an und für die Schüler:innen, dieuns gerade erzählt haben, dass sie nach diesem Schuljahr wahrscheinlich Französisch abwählen werden, hat unsere Redaktion diesen Brief verfasst:
| Strategien zur Förderung der Partnersprache: Förderung der französischen Sprache in Deutschland und Förderung der deutschen Sprache in Frankreich | Macht doch mal eine Liste aller deutsch-französischen Organisationen… | Éditorial: Warum sollten Schüler unseren Blog lesen? | Warum geben so viele Schüler/innen Französisch vor der Sek. II auf? | Michaela Wiegel: Ungeliebter Französischunterricht – und was können/müssen wir tun? | Romanistik als Passion. Ein Gespräch mit Professor Dr. Karlheinz Stierle | 222 Gründe |
Gerade haben mehrere Schüler/innen unserer Redaktion erzählt, sie hätten Französisch abgewählt… jetzt lernen sie Spanisch. Abgewählt? Habt Ihr schon mal ein französisches Buch gelesen? Nein… Habt Ihr mal eine Radiosendung auf Französisch gehört? Habt Ihr schon mal LE MONDE in der Hand gehabt? Wart Ihr schon mal in Frankreich… einige von ihnen: > Partons en France – Reisen wir nach und durch Frankreich.
Liebe Schülerinnen, liebe Schüler,
die Kurswahlen stehen an. Es geht um viel. Manche denken nur an ihre Punkte und wie wohl ein gutes Abizeugnis erreicht werden könnte.
Aber da nach dem Abitur die Welt sich auf eine neue Weise für Euch öffnen wird, sollte man darüber jetzt doch auch schon mal darüber nachdenken.
Manche warten nur auf den Tag, an dem sie endlich das Fach Französisch hinter sich lassen können: die ungeliebten Vokabeltests, die Grammatik, gar die ungewohnte Aussprache. Fragt man nach, kommt aber schnell raus, dass nur sehr wenige französische Autoren bekannt sind. Und ab dem Moment, an dem einige wenige Texte gelesen worden sind und einige Autoren bekannt sind, wendet sich schnell das Blatt.
Die Wahl des Leistungskurses für die Oberstufe sollte eigentlich erst stattfinden, wenn eine literarische Basis vorhanden ist, denn sonst trifft man möglicherweise eine falsche Wahl. Also fangen wir noch einmal von vorne an. Warum sollte man unbedingt Französisch bis zum Abitur behalten und lernen?
Zuerst muss man unbedingt darin erinnern, dass kein Länderpaar in der Welt > so viele gemeinsame Institutionen wie Frankreich und Deutschland vorweisen kann: Organisationen, Vereinigungen, Partnerschaften, Vereine, Gesellschaften, Institute sowie eine gemeinsame parlamentarische Versammlung – > Nachgefragt: Die Deutsch-Französische Parlamentarische Versammlung. Die Co-Vorsitzenden Brigitte Klinkert und Nils Schmid antworten auf unsere Fragen – 12. November 2022 – das deutsch-französische Jugendwerk, die deutsch-französische Hochschule, die deutsch-französische Brigade …. und das mit einem sehr weitem Abstand bis man wieder ein ähnliches Länderpaar findet. Und wir dürfen nicht vergessen, dass gerade durch die leidvolle Vergangenheit mit drei gegeneinander geführten Kriegen, Frankreich und Deutschland der Welt eine exemplarische Aussöhnung demonstriert haben: vgl. dazu Alfred Grosser. Das Know-how, wie das zustande gekommen ist, ist doch unser gemeinsamer bester Exportartikel. Jede Schülerin und jeder Schüler, der Französisch lernt, ist ein Sprachbotschafter, nicht nur bei uns, sondern in der ganzen Welt.
Französisch ist eine der besten Berufsversicherungen. Rechnet Euch mal aus, auf wie viele Kandidaten mit Englisch Kandidaten kommen, die Französisch können? Und wer wird von den Arbeitgebern bevorzugt?
> Was können Sie mit Französisch machen ? Die Antworten von Bernd Schmidt – 21. März 2016
Mit der Französischen Revolution begann eine äußerste wechselvolle (Verfassungs-) Geschichte, mehrere Revolutionen, eine Restauration, zwei Kaiserreiche, fünf Republiken und all das begleitet durch viele Schriftsteller, die sich auch in die Politik einmischten: Es gilt ein großes Panorama der Verbindung von Politik, Geschichte und Literatur zu entdecken: Romanistik, Politische Wissenschaften und Geschichte…. eigentlich ein Fach.
> #Franzoesischlernen – nicht nur online sondern mit und wegen der Literatur
Mit der Romanistik kann man beobachten, wie die Literatur Visionen entwickelt, die über Epochengrenzen hinweg ihre Wirkung zeigten. Nur ein Beispiel unter so vielen, die vom deutsch-französischen Austausch geprägt sind: Und spricht man heute in Frankreich von der Postmoderne, so hat gerade Daniel-Pascal Zorn, > Die Krise des Absoluten mit so viel Wissen und Nachdruck gezeigt, wie die Postmoderne französischer Prägung ohne Friedrich Nietzsche undenkbar gewesen ist.
Der kulturelle Austausch zwischen Frankreich und Deutschland ist ohne Sprachkenntnisse nicht denkbar. In seiner > Eröffnungsrede zur Frankfurter Buchmesse hat Präsident Emmanuel Macron im Oktober 2017 daran erinnert, dass es die Kultur sei, mit der die „refondation“ von Europa vorangetrieben werde müsse.
> L’Europe nous protège: Les discours d’Emmanuel Macron sur l’Europe + le bilan
In Frankreich ist die französische Sprache mit der Kultur, der Geschichte auf eine ganz andere Weise verknüpft als dies in Deutschland zu beobachten ist: Hat man hierzulande schon mal einen Politiker gehört, der eine Strategie für die deutschen Sprache so entwickelt hat, > #monmars20 Journée de la Francophonie. Präsident Macron : Lancement de la stratégie internationale pour la langue française et le plurilinguisme wie Emmanuel Macron dies getan hat: seine Rede und ihr Programm passte nur in sechs lange Blogartikel.
Warum zögern heute viele Schüler das Fach Französisch und die französische Literatur für sich zu erobern? Seit mehreren Jahrzehnten herrscht in den Lehrbüchern das Dogma der gesprochenen Sprache und des sogleich im Urlaub anwendbaren Vokabulars vom Einkaufen über Kindergeburtstag bis zu Problemen der Jugendlichen vor… die Lebenswelt der Schüler/innen, nennen das die Fachdidaktiker. Als kürzlich ein Schüler der Klasse in einer E-Mail darum bat, im Unterricht möge doch bitte endlich vor allem Vokabeln gelehrt werden, mit denen literarische Text in Richtung Abitur verstanden und bearbeitet werden können, war sofort klar, was er meinte. Nichts anderes als das Verlangen nach Imagination, Phantasie und den Ausblick in die Welt forderte dieser Schüler. Schluss mit der Alltagssprache. Künftig in erster Linie Literatur und dazu eben auch ein wenig Grammatik. Der Schüler hat Recht: Französischunterricht wird nicht durch ausgeklügelte Grammatikübungen, Vokabeltests und Aufgaben in den Übungsheften spannend, sondern nur durch interessante Texte, die die Schüler zum Denken, zum Protest und zur Stellungnahme und so zum Verfassen eigener Texte herausfordern. Ein Unterricht, der ihnen einen Ausblick auf die französische Welt und darüber hinaus vermittelt. Albert Camus beschreibt das in seinen Roman Der Erste Mensch, in dem er über seine Kindheit berichtet, mit so klaren Worten. Als sie mit den Büchern au der Bibliothek kamen, hat er sich mit seinem Freund sofort auf die erste Bank gesetzt, um nachzusehen was die Büchern ihnen heute von der Welt zeigen würden.
> Nachgefragt. Anne-Sophie Guirlet-Klotz: Lire un lecture française en temps de confinement – 23. April 2020
> Premiere: Soirée littéraire (I) > Nachgefragt: Professeur Lahkim Azelarabe Bennani parle sur Albert Camus, La Peste -24 janvier 2021
Nachdem > Hans Mayer Sartres „Die Wörter“ 1964 übersetzt hatte, merkte er an, der Originaltitel würde von allen mit „Die Worte“ übersetzt werden. Es ging aber Sartre um die „zehrende und verzaubernde Magie einzelner Wörter“, wie Mayer die Wirkung der Literatur so präzise auf den Punkt brachte. Diese Magie dürfen wir unseren Schülern nicht länger vorenthalten. Wir brauchen für den Französischunterricht eine neue Didaktik, die den Schwerpunkt auf die Literatur legt, die die Schüler in erster Linie lehrt, Texte zu verstehen, zusammenzufassen und sich selbst dazu zu äußern: > methodische Überlegungen für das selbständige Arbeiten. Die Literatur muss im Zentrum des Unterrichts stehen. Literatur, die ihre Imagination ankurbelt und ihnen die Passion für die französische Sprache, eine neue Entdeckung der > Frankophonie, der Geschichte (276 Artikel auf unserem Blog) und der Politik vermittelt. Übrigens. Die Erinnerungskultur ist ein wichtiger Beitrag auch zu den deutsch-französischen Beziehungen:
> Bibliographie: Erinnerungskultur
> Lesebericht: Per Leo, Tränen ohne Trauer. Nach der Erinnerungskultur
> Der Erste Weltkrieg und die Erinnerungskultur. Ein Interview mit Nicolas Offenstadt:“Der Historiker muss sich das Staunen bewahren können…”
> Nachgefragt: Rainer F. Schmidt, Kaiserdämmerung Berlin, London, Paris, St. Petersburg und der Weg in den Untergang
Französisch öffnet den Blick auf die Frankophonie. Wie oft wurde dieser Begriff bisher im Französischunterricht genannt? Nie ? Einmal? Und dann soll jetzt schon die Fächerwahl getroffen werden?
Es gibt > 222 Gründe, warum man Französisch lernen und französische Literatur lesen sollte. Es gibt sogar noch mehr, denn, wenn auf diesem Blog nicht gerade mal eine Veranstaltung angekündigt wird, enthalten sehr viele Artikel Hinwese darauf, was man mit Französisch machen kann, damit meine ich, wenn Ihr Euch die Personen anseht, über die in einem Blogartikel gesprochen wird… dahinter steckt immer ein Berufsbild, das was man mit und aus Französisch machen kann: Lehre und Forschung, Journalismus, Politik, NGOs, Internationale Organisation, Verlagsmitarbeiter, Lektor, Redakteur und in vielen weiteren Berufen ist Französisch immer der PLUS-Punkt, der die Kandidaten, wie bereits eingangs gesagt, in die engere Wahl bringt.
Ach. Übrigens Frankreich ist ein wunderbares Reiseland:
> Partons en France – Reisen wir nach und durch Frankreich
> Nachgefragt: Agnès Poirier, An den Ufern der Seine
So und nun überdenkt noch mal Eure Fächerwahl, denn ihr wählt nicht für die nächsten drei Jahre, ihr wählt jetzt (für) Eur eZukunft.
Beste Grüße
Heiner Wittmann