Am 21. Januar 2019 haben die Pariser Korrespondentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Michaela Wiegel und Thomas Jansen in einem Beitrag für ihre Zeitung über den Stand des Französischunterrichts in Deutschland und des Deutschunterrichts in Frankreich berichtet: > Ungeliebtes Französisch berichtet: 2016/2017 lernten noch 62,6 Prozent der Schüler Französisch, ein Jahr später schon 7 Prozent weniger. 1992/1993 waren es noch 68,6 Prozent. von 8,4 Mio. Schüler lernten 2016/17 1,5 Mio. = 17,6 Prozent Französisch, ein Rückgang um einen Prozentpunkt im Vergleich zum Vorjahr. In Frankreich lernten 201/18 rund 530.000 Schüler Deutsch in der Mittelstufe rund ein Prozent mehr als im Vorjahr: 15,6 Prozent.
Angesichts des jüngst unterzeichneten Aachener Vertrags, der Liste der prioritären Vorhaben, des Entwurfs für ein deutsch-französisches Parlamentsabkommens und sogar eine deutsch-französischen Manifestes zugunsten der gemeinsamen Industriepolitik (Deutsch-Französisches Manifest für eine europäische Industriepolitik (Englisch) Manifeste franco-allemand pour une politique industrielle européene) ist es echt peinlich, dass in Deutschland die Zahl der Schüler/innen, die Französisch lernen, kontinuierlich zurückgeht. Es gibt die Konkurrenz durch andere Sprachen, die Schüler/innen manchmal wegen der damit verbundenen Reiseperspektiven bevorzugen, oder aber nur ganz einfach, weil Französisch als schwerer oder zu schwer empfunden wird, wobei der Vergleich mit anderen Sprachen eher unscharf ist und der Eindruck der Schüler/innen auch kaum begründet werden kann, das Eindrücke, persönliche Vorlieben – mehr nicht. Unerklärlicherweise nehmen sie es in Kauf, Englisch leichter zu finden, obwohl es dreieinhalb mal so viele Wörter wie die französische Sprache vorweist.
Werbung für Französisch in der Schule: Man kann es drehen und und wenden wie man will, es gibt bei uns in der Mittelstufe nicht genügend Werbung für das Fach Französisch. Die einfachen Abwahlangebote sind ein Desaster für das Fach und die Zukunft der Schüler/innen.
Nehmen wir eine Gruppe von Schüler/innen, die sich für einen Ausbildungsplatz oder später für nach dem Studium für einen Arbeitsplatz bewerben: 2 von ihnen können Spanisch, 2 Italienisch, der Arbeitgeber zuckt mit den Schultern, eine/r spricht Französisch und die/der wird eingestellt. Das Fach Französisch ist beim Stand der Dinge eine Art Arbeitsversicherung für später. Alle diejenigen, die Französisch lernen, die die enge traditionelle Verbindung von Literatur, Philosophie und Politik in Frankreich kennen, haben die Nase vorn. Wenn die Länder statt auf die Digitalisierung in jeder Form – wo oft keine Inhalte vorhanden sind – zu setzen, mit einem ähnlichen Engagement die Literatur und die Fremdsprachen fördern würden, dann wäre die Schüler/innen auch schnell in der Lage, die Segnungen der digitalen Welt nebenher gemäß der Notwendigkeiten zu verstehen und zu nutzen.
Wir brauchen eine deutsch-französische Website, die die Werbung für das Fach Französisch unterstützt und dabei hilft, den Schüler/innen-Austausch zu organisieren: Individueller Austausch und Klassenaustausch. Die Angebote für > Jugendliche & Kinder, > Schulen, Hochschulen und Berufsschulen oder für > Vereine, Verbände, Institutionen und Unternehmen auf der Website des Deutsch-französischen Jugendwerks DFJW sind unglaublich vielfältig, zeugen von nahezu unschlagbaren Knowhow und bieten Schüler/innen, wenn die sich auf dieses Angebote einlassen, einen Neustart für Französisch und Bekanntschaften in Frankreich, die sie nie vergessen werden. Ihr Austauscherlebnis ist gelebte deutsch-französische Kooperation, vgl. > Liste deutsch-französischer Städte- und Gemeindepartnerschaften.
Fragt man aber Schüler/innen, die sich mit Französisch in der Schule quälen, ob sie das DFJW kennen, zucken sie mit der Schulter. Viele von ihnen gerade auch aus der Gruppe, die Französisch abwählen wollen, waren noch nie in Frankreich, noch haben sie einen ganzen Roman gelesen, sie kennen auch www.france-blog.info nicht. Hier muss die Werbung für das Fach einsetzten:
Die Diagnose ist eindeutig, wer noch nicht in Frankreich war und schlechte Noten im Vokabeltest bekommt, wem ständig Fehler vorgehalten werden, wer keine Gelegenheit hat, sich mit dem Gelernten für das Kennenlernen der französischen Lebenswelt zu begeistern, wer nicht lernt, dass sie/er mit ihren/seinen Sprachkenntnissen nicht nur in Frankreich wunderbar durchkommt, sondern seinen eigenen Horizont ganz entscheidend erweitert, wird für die Sprache nicht gewonnen.
Hier müssen wir ansetzten, wenn wir in Deutschland die Förderung der französischen Sprache wirklich ernst nehmen wollen, dürfen wir nicht länger warten. Der Föderalismus darf als Bedenkenträger zugunsten regionaler Unterschiede und Gewohnheiten nichts ausbremsen. Wie wäre es, wenn die KMK zusammen mit dem französischen Kulturministerium und den beiden Botschaften (die Attaché/(e)s pour la coopération pour le français der Französischen Botschaft in Deutschland) mit dem OFAJ eine Website bauen, auf der sich alle Französischklassen (geschützt unter allen Vorgaben des Datenschutzes) in Deutschland und alle Deutschklassen in Frankreich registrieren könnten – man muss gucken, wo die passwortgeschützten Bereiche beginnen müssen -. Das Ergebnis wäre ein deutsch-französisches Netzwerk für Schüler/innen und Lehrer/innen: befreundete Klassen in Deutschland und Frankreich können dort Blogs für den gemeinsamen Austausch und Unterricht einsetzen, die deutschen Schüler/innen schreiben, die französischen Freunde korrigieren und schalten frei und umgekehrt.
Nos > possions d’avril oder die Liste noch nicht realisierter deutsch-französischer Projekte:
2016: Französisch in Baden-Württemberg fördern. Französisch als Erste Fremdsprache in allen Gymnasien
2014: Un nouveau Centre linguistique franco-allemand – Ein neues deutsch-französisches Sprachzentrum
2012: Promouvoir la langue française en Allemagne / Mehr Deutsch lernen in Frankreich
2010: Per Sprachtest zum Schüleraustausch. Le test de langue et l’échange scolaire