Archiv für Juli 2019

Philippe Lançon erhält den Hermann-Kesten-Preis 2019 des PEN-Zentrums Deutschland

Mittwoch, 31. Juli 2019

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Die Preisverleihung findet am 7. November 2019 um 19 Uhr in den Kammerspielen des Staatstheaters Darmstadt statt.

„Manchmal gibt es Momente, Stunden oder Tage, die ein ganzes Leben zweiteilen, ein Vorher und ein Nachher. Für Philippe Lançon war dieser Tag der 7. Januar 2015, als etwa gegen 11 h 28 als zwei bewaffnete Attentäter in die Redaktionsräume von Charlie-Hebdo in Paris eindrangen, elf Personen töteten und mehrere verletzten:…“ Bitte lesen Sie weiter: > Lesebericht: Philippe Lançon, Der Fetzen – 3. April 2019 | Autor: Heiner Wittmann

> Hermann Kesten-Preis an Philippe LançonVeröffentlicht am von

Philippe Lançon
> Der Fetzen
Roman
Aus dem Französischen von Nicola Denis
(Orig.: Le Lambeau)
2. Druckaufl. 2019, 551 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-50423-1

Gegen die Todesstrafe

Freitag, 26. Juli 2019

Jedesmal wenn wir eine Nachricht über die Todesstrafe, diesmal zur Aufhebung des Moratoriums von 2004, Hinrichtungen in den USA auf föderaler Ebene durchzuführen, lesen…

https://twitter.com/AFPusa/status/1154411292796620801

… erinnern wir an unsere Artikel Zum Thema Todesstrafe auf diesem Blog: Dieses Mal, es heißt in den Nachrichten Präsident Trump wolle das genannte Moratorium aufheben, ergänzen wir hier einen Artikel vom 17. Mai 2019 und stellen ihn auf dem Blog hier ganz nach oben:

Die Befürworter der Todesstrafe in den USA sollten diese Sätze von Victor Hugo lesen.  Am 15. September 1848 sagte er in der Nationalversammlung: „ Vous ne l’abolirez pas peut-être aujourd’hui ; mais, n’en doutez pas, vous l’abolirez ou vos successeurs l’aboliront demain !
Les mêmes voix. Nous l’abolirons ! (Agitation.)
Vous écrivez en tête du préambule de votre constitution : « En présence de Dieu, » et vous commenceriez par lui dérober, à ce Dieu, ce droit qui n’appartient qu’à lui, le droit de vie et de mort. (Très bien ! très bien !)
Messieurs, il y a trois choses qui sont à Dieu et qui n’appartiennent pas à l’homme : l’irrévocable, l’irréparable, l’indissoluble. Malheur à l’homme s’il les introduit dans ses lois ! (Mouvement.) Tôt ou tard elles font plier la société sous leur poids, elles dérangent l’équilibre nécessaire des lois et des mœurs, elles ôtent à la justice humaine ses proportions ; et alors il arrive ceci, réfléchissez-y, messieurs, (Profond silence) que la loi épouvante la conscience ! (Sensation.)
Messieurs, je suis monté à cette tribune pour vous dire un seul mot, un mot décisif, selon moi ; ce mot, le voici : (Écoutez ! écoutez !)
Après février, le peuple eut une grande pensée : le lendemain du jour où il avait brûlé le trône, il voulut brûler l’échafaud. (Très bien ! — Sensation.)
Ceux qui agissaient sur son esprit alors ne furent pas, je le regrette profondément, à la hauteur de son grand cœur.
A gauche : Très bien !“ > Victor Hugo : abolition de la peine de mort (15 septembre 1848) – Site de l’assemblée nationale

Lisez aussi: Victor Hugo > Le dernier jour d’un condamné – Bibliothèque de Lisieux

> Victor Hugo : „Partout où la peine de mort est prodiguée, la barbarie domine“ – France-Culture: „Quand Robert Badinter a plaidé pour l’abolition de la peine de mort en France, il s’est placé sous l’égide de deux grands écrivains abolitionnistes, Victor Hugo et Albert Camus. À plus d’un siècle de distance, en effet, ils ont dénoncé la peine capitale de plusieurs manières et avec des arguments multiples.“

Une conférence enregistrée en septembre 2017 et citée par France-Culture.

> Vor 25 Jahren wurde in Frankreich die Todesstrafe abgeschafft – 10. Oktober 2006
> L’abolition de la peine de mort – 24. Oktober 2010

Albert Camus schrieb im letzten Satz seiner Betrachtungen über die Todesstrafe (1), die er zusammen mit Arthur Koestler herausgegeben hat (1957): “Weder im Herzen des einzelnen noch in den Sitten der Gesellschaft wird es einen dauerhaften Frieden geben, solange der Tod nicht aus den Gesetzen verbannt ist.”

Nacheinander weist er alle Argumente zurück, die die Verteidiger der Todesstrafe anführen. Es sei eine exemplarische Strafe? “Zunächst einmal glaubt die Gesellschaft selber nicht, was sie sagt,” (S. 107) stellt er fest. Er wendet sich gegen die Todesstrafe, die er als eine Rache bezeichnet, die aus “den Wäldern der Urzeit” stamme (S. 124), denn sie verbindet zudem den Tod auch noch mit einer “Vorsätzlichkeit” (p. 125) “… mit einer Quelle seelischen, den Tod an Schrecken weit übertreffenden Leidens” (ib.) (Warum steht in der deutschen Ausgabe seelisch statt moralisch wie in der Originalausgabe?) Und Camus untersucht die Unterscheidung zwischen Schuld und Unschuld und fragt nach der Verantwortung der Gesellschaft, in deren Namen die Todesstrafe verhängt wird, denn “… jede Gesellschaft hat die Verbrecher, die sie verdient.” (S. 131) Als weitere Argumente gegen die Todesstrafe unterstreicht Camus den definitiven Charakter dieser Strafe, die eine Wiedergutmachung im Falle eines Irrtums nicht zulasse (cf. p. 135 ff.). Ein Justizirrtum dieser Art habe Belgien dazu inspiriert, die Todesstrafe abzuschaffen. Camus hat den Prosatext dieser Anklage gegen die Todesstrafe schon viel früher verfasst und 1942 unter dem Titel > L’étranger / Der Fremde veröffentlicht. (1942).

> Rede des Justizministers Robert Badinter am 27. September 1981 vor der Nationalversammlung in Paris.

„… j’ai l’honneur, au nom du Gouvernement de la République, de demander à l’Assemblée nationale l’abolition de la peine de mort en France. […] Le choix qui s’offre à vos consciences est donc clair : ou notre société refuse une justice qui tue et accepte d’assumer, au nom de ses valeurs fondamentales – celles qui l’ont faite grande et respectée entre toutes – la vie de ceux qui font horreur, déments ou criminels ou les deux à la fois, et c’est le choix de l’abolition ; ou cette société croit, en dépit de l’expérience des siècles, faire disparaître le crime avec le criminel, et c’est l’élimination.[…] Demain, grâce à vous, la justice française ne sera plus une justice qui tue. Demain, grâce à vous, il n’y aura plus, pour notre honte commune, d’exécutions furtives, à l’aube, sous le dais noir, dans les prisons françaises. Demain, les pages sanglantes de notre justice seront tournées.“ > Rede des Justizministers Robert Badinter am 27. September 1981 vor der Nationalversammlung in Paris.

 

1. A. Camus, Die Guillotine. Betrachtungen zur Todesstrafe, in: id., Fragen der Zeit, übersetzt von G. G. Maister, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1977, S. 103-156

Greta Thunberg prononce un discours à l’Assemblée Nationale

Dienstag, 23. Juli 2019

Am Dienstag, 33.7.2019 hat sich die Schweding Greta Thunberg auf Einladung der Nationalversamlung in Paris zum Klima geäußert:

Luisa Neubauer, Alexander Repenning, Vom Ende der Klimakrise
> Eine Geschichte unserer Zukunft
Berlin: Tropen
1. Aufl. 2019, ca. 208 Seiten, Klappenbroschur
ISBN: 978-3-608-50455-2

> EN DIRECT – Greta Thunberg à l’Assemblée : „Le plus gros danger, c’est lorsque les politiques font semblant d’agir“ Die größte Gefahr entsteht, wenn unsere Politiker nur so tun, als wenn sie handeln würden : „Guten Tag, ich heiße Greta Thunberg, vielen Dank für die Einladung. Ich habe gute und schlechte Nachrichten in Bezug auf den Klimawandel. Die Welt kommt in den nächsten elf Jahren nicht an ihr Ende. Aber wenn wir bis 2030 nicht unternehmen, werden wir den Lauf der Dinge nicht mehr ändern können.“ Sie fügt hinzu: „Wir werden die unangenehmen Leute sein, die den anderen schlechte Nachrichten überbringen. Die gewählten Politiker lügen, wenn es um unsere Sache geht, an diejenigen, die unsere Einstellung in Frage stellen, möchte ich die Frage richten: ‚Haben Sie ein Budget, um die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen? Gibt es einen geheim Plan, eine geheime Expertengruppe? (…) 400 Gigatonnen, das ist alles, was wir an CO2 ausstoßen dürften um die Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen.“


Mareike Nieberding
Verwende deine Jugend
Ein politischer Aufruf
Erscheinungsdatum: 24.08.2019
1. Aufl. 2019, ca. 96 Seiten, Flexcover
ISBN: 978-3-608-50367-8

Jugend an die Macht.

Jugendbewegungen wie Fridays for Future oder March for Our Lives machen unmissverständlich klar: Die Jugend will über die Zukunft mitentscheiden. Mareike Nieberding erklärt, wie ihr Engagement nicht auf der Straße verhallt, warum es im politischen Betrieb diskutiert werden sollte und dass Jung und Alt endlich anfangen müssen, gemeinsam für das Morgen zu kämpfen, nicht gegen-, sondern füreinander!


Und angesichts der Weigerung einiger Abgeordneten ihr zuzuhören, erklärte Thunberg: „Einige Personen haben es vorgezogen, nicht zu erscheinen, uns nicht zuzuhören. Wir sind keine Kinder, sie müssen uns nicht zuhören, aber sie haben die Pflicht, den Wissenschaftler anzuhören und sich hinter diese Sache zu stellen.“ (Übersetzung: unsere Redaktion)

> Greta Thunberg invitée à l’Assemblée ce mardi : le vrai du faux sur la jeune militante écologiste

Um was geht es beim Klima?
> Klimawandel. Nachgefragt. Wir fragen Pierre-Yves Le Borgn’
– 19. Juni 2019

La restauration de la cathédrale Notre-Dame de Paris

Mittwoch, 17. Juli 2019

Neue Fotos: > Ortsbesichtigung: Notre-Dame de Paris – 8. September 2019

> Pollution au plomb à Notre-Dame : «Les riverains doivent nettoyer leurs logements» – Le Parisien 5 août 2019

Am Montag 15. April schlugen gegen 18 h 50 Flammen aus dem Dachstuhl der Kathedrale Notre-Dame in Paris: > Notre-Dame in Paris hat gebrannt – 17. April 2019. Es gab aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände eine Alarmverzögerung, weil der Ort des Brandes zunächst nicht gefunden wurde. Die hohen Temperaturen und die lange Dauer des Brandes lassen es plausibel erscheinen, dass das Bauwerk möglicherweise doch mehr gelitten hat, als dies in den Tagen unmittelbar nach dem Brand erkennbar. Jetzt hat die New York Times ein ausführliches Dossier zur Bewertung des Bauschadens vorgelegt: > Notre-Dame came far closer to collapsing than people knew. This is how it was saved – New York Times – 17. Juli 2019

Bedenkt man die langen Jahrzehnte, manchmal gar Jahrhunderte, in denen früher Bauwerke dieser Dimension entstanden, so erscheinen die von Präsident Macron anvisierten fünf Jahre für die Wiederherstellung von Notre-Dame ein sehr kurzer Zeitraum, den die Opposition heftig kritisiert. Aber es gibt auch Stimmen wie von Philippe Villeneuve, Chefarchitekt der historischen Bauwerke, der diesen Zeitraum für realistisch hält: > Restaurer la cathédrale Notre-Dame en cinq ans, «c’est jouable»- Le Parisien 18.7.2019 .

Projet de loi: Dossier > Restauration de Notre-Dame de Paris – Site de l’Assemblée nationale

Adopté (91 voix, avec 8 votes contre et 33 abstentions > Restaurer Notre-Dame en cinq ans: le projet de loi définitivement adopté au Parlement – Nice-Matin – 16.7.2019): > PROJET DE LOI pour la conservation et la restauration de la cathédrale Notre-Dame de Paris etvinstituant une souscription nationale à cet effet.

> Restaurer la cathédrale Notre-Dame en cinq ans, «c’est jouable»- Le Parisien 18.7.2019

Dossier- Le Monde: > Incendie de Notre-Dame

Zur Erinnerung:

> Notre-Dame in Paris hat gebrannt – 17. April 2019
> Alfred Grosser parle de Notre-Dame de Paris – 17. April 2019
> Notre Dame wird 850 Jahre: Festlichkeiten und Events im Jubiläumsjahr 2013 – 3. April  2013

à suivre

Kera zu Besuch in Sulz am Neckar am 8. Juli

Dienstag, 16. Juli 2019

Die Autorin der erfolgreichen autobiographischen Geschichte > Fatou Rama (Klett Nr. 591814) war am letzten Montag ganztägig im > Albeck-Gymnasium in Sulz-am-Neckar.

Eingeladen hatte Stephanie Wössner, Französisch-Lehrerin am Albeck-Gymnasium. Die jetzige Klasse 11ac von Stephanie Wössner hatte letztes Jahr den 3. Platz beim > „Deutschen Multimediapreis mb21“, den Meduc Award und den Sonderpreis Innovation des Schülermedienpreises Baden-Württemberg gewonnen. Nachdem sich die Klasse im Unterricht mit dem Roman „Fatou Rama“ befasst hat, haben die Schüler das Szenario des Buches mithilfe der App „CoSpaces“ virtuell nachgebaut. Und dieses Jahr hat sogar die Klasse 10ac ein Comic-Heft um Fatou Rama herum gemacht:

Dank des Honorars vom Schülermedienpreis Baden-Württemberg und der Unterstützung vom > Klett Verlag luden Stephanie Wössner und ihre Kollegin Heike Ritter-Hezel Kera ein, damit sie ihre Performance live in Sulz am Neckar darbieten konnte. Somit wurde aus „Virtualreality“ eine erlebte Realität. Begleitet von ihrem Musiker Reinhard Katemann, dank der technischen Unterstützung von Gabi Réti und 2 Simultan-Dolmetscherinnen (Kauthar und Lisa von der Französischgruppe 11ac) las Kera Kapitel aus Fatou Rama und untermalte ihre Lesung durch musikalische Impressionen von Oum Kalthoum oder Mahalia Jackson. Nach 90 Minuten Lese- und Musikimpressionen aus dem Senegal und Madagaskar verbreitete sich die afrikanische Hitze langsam durch die Aula vom Albeck-Gymnasium. Der Abend endete vor einer Käseplatte und Erfrischungen.

Europa und die Kultur

Montag, 15. Juli 2019

Die Militärparade auf den Champs-Élysées aus Anlass des Nationalfeiertags am 14. Juli hat unter dem Motto „Agir ensemble“ die gemeinsame Verteidigung Europas in den Vordergrund gestellt. Kurz vorher hat Präsident Macron die Schaffung einen neuen Kommandobereichs für die Luftwaffe angkündigt:  > Un grand commandement de l’espace sera créé en septembre prochain au sein de l’Armée de l’air.   Gerade hat Präsident Macron die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen als neue Kommissionspräsidentin vorgeschlagen > Die Nominierung von Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin– 5. Juli 2019: Am Dienstag, 17. Juli wird das Europarlament über sie abstimmen.

Wenn mit der Parade die Verteidigung im Vordergrund stand, so sollten die anderen großen Herausforderungen, die Präsident Macron immer wieder als die Handlungsfelder nennt, die Europa nur gemeinsam bewältigen können, nicht übergangen werden: der Klimawandel – >Klimawandel. Nachgefragt. Wir fragen Pierre-Yves Le Borgn’ – 19. Juni 2019, die > Migrationspolitik und die > Digitalisierung.

Aber zu dem System von Emmanuel Macron, das zu einer Renovation de l’Europe führen soll, gehört auch die Kultur:

Wir erinnern hier an die Rede von Präsident Macron, anlässlich der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse 2018:

„Die französische Enzyklopädie ist nicht französisch, sie nährt sich aus dem lebhaften intellektuellen Diskurs der Zeit: Antworten auf Kant, Diskussionen mit den Gebrüdern Grimm und so viele weitere Kontroversen, die Europa in jener Zeit beherrschen. Kriege, Rivalitäten und unfassbare Tragödien haben diesen Dialog zertrennt oder zumindest versucht ihn zu zertrennen. Mehrfach haben sie die Verbindungen, die zwischen unseren Nationen geknüpft worden waren, zunichte gemacht, aber nie, nie haben es Hass oder Rache vermocht, diese Grundbeziehung zu zerstören, auf deren Grundlage Frankreich und Deutschland seit Jahrhunderten gemeinsam vorangehen, sich aufeinander beziehen, miteinander sprechen.

Diese Beziehung ist im mittelalterlichen Europa verwurzelt, in Ihrem Karl dem Großen, der, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, auch der Unsrige war, im Humanismus der Renaissance; und seit wir Franzosen sind, haben wir aufmerksam und fasziniert den Stimmen aus Deutschland gelauscht, und die Deutschen haben die Stimmen aus Frankreich immer gehört und verstanden. Und dieses intime, uralte Band bedurfte eines Vehikels – das verdeutlicht auch die Episode aus dem Leben Goethes, die ich gerade beschrieben habe – und dieses Vehikel war das Buch.

In und mit Hilfe von Büchern haben Frankreich und Deutschland das Wissen übereinander aufgebaut: Reiseberichte, alte Märchen, Gedichte, Romane, Philosophie – nichts des Anderen ist uns fremd. Unzählbar sind die Leser, Kritiker, Gelehrte, die auf beiden Seiten unserer Grenzen die Werke von der anderen Seite bis ins letzte Detail analysiert haben; seit Jahrhunderten lesen wir unablässig gegenseitig unsere Werke, übersetzen und interpretieren sie. Und die heftigsten Streitigkeiten, Kritiken und öffentliche Kontroversen haben dieses Band zwischen uns nur stärker werden lassen. Und – das muss ich hier zugeben – es gibt Deutsche, die eine fundiertere Kenntnis der französischen Sprache und Kultur besitzen als die meisten Franzosen, und umgekehrt gilt das auch.“

und:

„Seit Jahrhunderten gleicht die Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland einem äußerst wertvollen Zwiegespräch und damit das so bleibt, müssen wir beide weiterhin das Erlernen der jeweils anderen Sprache als absolute Priorität betrachten. Ich will die französische Sprache hochhalten, ich halte sie hoch, aber als etwas, das über Nation Frankreichs hinausgeht, als einen Kontinent, auf dem sich jedes eroberte Fleckchen nicht gegen ein anderes stellt, sondern das Andere aufnimmt. Die französische Sprache ist nur in der Vielsprachigkeit stark. Die Identität der französischen Sprache ist nur da vollkommen ergründet und ausgelebt, wo sie sich an anderen Sprachen, an deren Übersetzungen und deren Wissen reibt. Deshalb habe ich verfügt, dass zum Schuljahresbeginn überall, überall dort, wo es gewünscht und möglich war, und in allen Klassen der Republik, wo es einst so war, wieder Zweisprachenklassen eröffnen.

Seit September lernen mehr als 550 000 französische Schülerinnen und Schüler in den Collèges Deutsch, weil die Frankophonie stärker ist, wenn sie sich innerhalb dieses Dialogs zwischen europäischen Sprachen und insbesondere zwischen unseren Sprachen entwickelt, weil sie daraus ihre Kraft zieht und sie nur in dieser Reibung, diesem Austausch wirklich lebt.“

und:

„Ja, ich möchte also, dass unser Europa, für das wir gemeinsam mit der Bundeskanzlerin ein Projekt der Neubegründung vorantreiben wollen, auf diesen vielfältigen Sprachen beruht, auf dem Wissensaustausch, auf dem starken Willen, sich für unsere Studierenden einzusetzen. Darum geht es in dem Vorhaben, bis 2022 zehn vollwertige europäische Universitäten einzurichten, die einheitliche Studienpläne und einen gemeinsamen Grundstock haben, auf dem die Studierenden im Bachelor, Master und Promotionsstudium aufbauen können und somit bereits in Europa zu Hause sind.“

Vgl. zum Französischunterricht in Deutschland unser Interview mit dem Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und Bevollmächtigten der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrags über die deutsch-französische Zusammenarbeit Armin Laschet: >  Nachgefragt: Ministerpräsident Armin Laschet antwortet auf unsere Fragen – 8. Juli 2019Christa Weck (Leiterin der Abteilung Französisch im Ernst Klett Verlag) war mit unserer Redaktion in der Staatskanzlei in DÜsseldorf eingeladen worden.

Dazu auf unserem Blog: > Refonder l’Europe par la culture / Europa mit Hilfe der Kultur neu begründen (II) – 26. Oktober 2017
> Michaela Wiegel: Ungeliebter Französischunterricht – und was können/müssen wir tun? – 24. März 2019.

Auf unserem Blog: Die Reden von Macron zu Europa

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> Rappel : Les discours du Président de la République et l’Europe  – 14. Dezember 2017 von H. Wittmann

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