Archiv für die Kategorie 'Internet'

Gemeinderatswahlkampf in Paris

Donnerstag, 5. März 2020

Der Wahlkampf zur Gemeinderatswahl in Paris – > Élections municipales françaises de 2020 : les 15 et 22 mars 2020 – wird von einem beachtlichen Skandal überschattet. Der frühere Regierungssprecher Benjamin Griveaux (LaREM), ein Vertrauter von Staatspräsident Macron, hatte vor gegen Anne Hidalgo (PS) anzutreten. In seinem Wahlprogramm stand u. a. die Verlegung dr Gare de l’Est an den Stadtrand. Am 14. 2. trat er von seiner Kandidatur zurück, nachdem ein von ihm angefertigtes Sex-Video in den sozialen Netzwerken kursierte. Mitterweile folgte ihm die Gesundheitsministerin Agnès Buzyn (LaREM) als Kandidatin für das Bürgermeisteramt nach.

In der Tat scheint Griveaux das Video angefertigt zu haben und im Januar 2018 Alexandra de Taddeo geschickt zu haben im Glauben, das Video werde nach sehr kurzer Zeit automatisch gelöscht. Diese hat es aber gespeichert und auf diesem Wege gelangte das Video offensichtlich zu Pjotr Pawlenskij, ein russischer Agitationskünstler, der im Pariser Exil lebt. Und da ist noch Juan Branco, 30, ein Anwalt, der eine Silvesterfeier in der Wohnung der Eltern einer Bekannten über dem Café Flore veranstaltete, bei der es unter den Gästen zu einer Auseinandersetzung kam. Jedenfalls wurde das Video jetzt  entgegen aller bisherigen Usancen verbreitet, die die Schlafzimmertüren für das Publikum normalerweise verschlossen halten.

Keine Frage, die Veröffentlichung sollte Griveaux und auch dem Präsidenten schaden. Branco hat gerade ein Buch Crépuscule, Paris: Au Diable Vauvert 2019, veröffentlicht, in dem er die Korruption in und die Zerstörung der Republik anprangert. Pawlenskij hatte Alexandra de Taddeo mit Branco bekanntgemacht. Mitte Februar zeigt Pawlenskij Branco das (vertrauliche) Video, das kurz darauf auf eine er Website von Pawlenskij erscheint, ein, zwei Tweets, die sozialen Netzwerke bemächtigen sich dieses Schnipsels. Kurz darauf tritt Benjamin Griveaux zurück. Er hat sich eine Dummheit vorzuwerfen aber nichts strafrechtlich Relevantes, das haben sich andere vorzuwerfen, die seine Karriere zerstört haben. Heute, am 19. Februar, hat Juan Branco auf die Verteidigung von Pjotr Pawlenskij verzichtet.

> Derrière la chute de Benjamin Griveaux, enquête sur le rôle d’un trio sans foi ni loi – Par Raphaëlle Bacqué, Ariane Chemin et Simon Piel – LE MONDE, 17 février 2020.

Fazit: Die schöne Online-Welt der (nicht so) > sozialen Netzwerke hat offensichtlich ihre eigenen Regeln, denen sich viele, die da mitmachen nicht entziehen können. Einmal angemeldet, verführt die Online-Welt sie dazu, den Regeln der Hersteller dieser Netzwerke zu folgen, viel Aufmerksamkeit zu verschenken, um ein bisschen Eitelkeit oder Selbstwerbung loswerden zu können. Man betritt Facebook und sieht rund 90 % auf der Seite, was man eigentlich gar nicht sehen will: alles um Meldungen derjenigen, die man abonniert hat, ist Werbung und soll zum Klicken, Liken und Teilen verführen, je weniger die Besucher sich auf ihre eigenen Interessen konzentrieren, umso mehr gewinnen die Betreiber der sozialen Netzwerke. Das kann nur funktionieren, wenn die Besucher bereit sind, Gewohnheiten, die ihnen in der Offline-Welt lieb und teuer sind, in den sozialen Netzwerken aufzugeben, um dort Inhalte mit wildfremden Menschen zu teilen. Alles was technisch möglich ist, wird auch ausprobiert und genutzt. Aufmerksamkeit für andere Inhalte, damit bezahlt man die Teilnahme in diesen Netzwerken und man zahlt auch mit der eigenen Konzentration, die keinesfalls geschärft wird sondern möglichst unterminiert wird. Und dann passiert es eben, dass man Videos zum Spaß verschickt – im Vertrauen auf die Online-Regeln.

Auf unserem Blog:

> Guide de survie des aventuriers d’Internet – 28. September 201
> Les réseaux sociaux et la reconnaissance faciale oder Soziale Netzwerke entwickeln sich zu Datenkraken – 14. Dezember 2011

 

Ein Gesetz regelt die Videos von unter 16-Jährigen

Donnerstag, 13. Februar 2020

In erster Lesung hat die Nationalversammlung in Paris gerade den Gesetzesvorschlag des Abgeordneten Studer > la proposition de loi visant à « encadrer l’exploitation commerciale de l’image d’enfants de moins de seize ans sur les plateformes en ligne » in erster Lesung verabschiedet.

Immer mehr Jugendliche und Kinder veröffentlichen Videos in sozialen Netzwerken wie YouTube. Zunehmend setzen auch Eltern Videos mit ihren Kindern ins Netz. Die Beteiligung von Minderjährigen an diesen Filmen ist bisher gesetzlich nicht geregelt. Die Gesetzesinitiative, also die „Proposition de loi“ des Abgeordneten Brumno Studer, La REM, aus Straßburg will diese Lücke schließen: > @BrunoStuder67 Député #LaREM_AN #circo6703 – Président > #AfCultAN – Commission > @AN_AfCult,> @Assembleenat und > Francebrunostuder.fr.

Das > „Exposé des motifs“ erläutert diesen Vorschlag: Für die Kinder Spaß und Jux aber juristisch gesehen ist ihre Beteiligung an vielen Videos als Arbeit zu verstehen
und sollte, so die Absicht dieser Gesetzesinitiative, auch den Schutzbestimmungen unterliegen, die das Arbeitsrecht vorsieht. Es entstehen dabei auch Honorare, die bisher durch keine sozial- oder steuerrechtlichen Bestimmungen geregelt sind. Außerdem will die Initiative auch die Gefahren wie das „Cyber-harcèlement“ in den Blick nehmen. Das Gesetz sieht vor, dass Videos, die ohne Genehmigung eingestellt wurden, sofort zu löschen seien. Ein Artikel definiert die Verbreitung von Videos, die das Arbeitsrecht nicht berühren, ein anderer erinnert an die Verantwortung besonders hinsichtlich der Unter-16-jährigen. Artikel 5 legt das Recht auf vergessen fest, Artikel 6 enthält Sanktionen, die sich an die Verantwortlichen der Plattformen richten, die die etwaigen Aufforderungen zur Löschung von Inhalten nicht befolgen.

https://twitter.com/BrunoStuder67/status/1227639828369563648

> la proposition de loi visant à « encadrer l’exploitation commerciale de l’image d’enfants de moins de seize ans sur les plateformes en ligne » – site de l’Assemblée nationale.

> Proposition de loi Enfants influenceurs – Website von Bruno Stauder, LaREM

Stadtbibliothek Stuttgart. Prof. Dr. Bernard Stiegler: Die Digitalisierung und die Zukunft Europas

Mittwoch, 15. Januar 2020

> Unsere Redaktion berichtet über: Vortrag und Gespräch
Do 16.01. |19:30 Uhr | Stadtbibliothek Stuttgart | Mailänder Platz 1, 70173 Stuttgart | Eintritt frei | Frz. mit Simultanübersetzung
In der Reihe „Kulturtheorien“, verbunden mit der Reihe „Politik der Digitalisierung“.

> Prag: Außenminister Jean-Yves Le Drian spricht über die Souveränität, Sicherheit und Digitalisierung in Europa– 9. Dezember 2019

> Im Gespräch: Michel Desmurget, La fabrique de crétin digital – 25. Oktober 2019

> Sitographie: “Regeln” für soziale Netzwerke in der Politik – 29. Mai 2019

Vor allem europäische Investitionen haben zum Aufstieg des World Wide Web beigetragen. Und doch haben die digitalen Netze seit 1993 zur Schwächung Europas geführt. Bernard Stiegler zeigt, dass dies mit einem unzureichenden Forschungsengagement Europas in relevanten Wissensgebieten zusammenhängt. Auf Grundlage einer alternativen Lesart der Theorien von Entropie und Negentropie stellt er ein aktuelles Projekt aus einer Banlieue im Norden von Paris vor, das illustriert, wie Europa die Digitalisierung sinnvoll gestalten könnte.

Bernard Stiegler ist ein französischer Philosoph, der sich mit den sozialen, politischen, wirtschaftlichen, psychologischen Herausforderungen beschäftigt, die durch die technologische Entwicklung und insbesondere die digitalen Technologien entstehen. 2005 gründete er die philosophische Reflexionsgruppe Ars industrialis und seit April 2006 ist er Direktor des > Institut de recherche et d’innovation (IRI), das er im Zentrum Georges-Pompidou gründete.

Eine gemeinsame Veranstaltung des IZKT der Universität Stuttgart, des Institut français Stuttgart und der Stadtbibliothek Stuttgart. Die Veranstaltung wird von der Berthold Leibinger Stiftung gefördert.

2006 hat das Centre Pompidou auf Anregung des Philosophene Bernard Stiegler das Institut de recherche et d’innovation gegründet, in dem kulturelle, wirtschaftliche und wissenschaftliche Aktivitäten unter dem Einfluss der Digitaltechnik untersucht werden sollen mit dem Ziel, neue kontributive Verfahren zu entwickeln: > @IRILive En direct de l’IRI

> Institut de Recherche et d’Innovation > Parisiri.centrepompidou.fr fondé par Bernard Stiegler.

In seinem Vortrag hat Bernard Stiegler alle Gefahren der ungebremsten Digitalisierung aufgezeigt. Eigentlich bestand sein Vortrag aus mehreren parallelen Teilen: Außer den Gefahren der Digitalisierung trug Stiegler auch eine spannende Wissenschaftsgeschichte vor.

Bernard Stiegler > Bibliographie

—, The Age of Disruption: Technology and Madness in Computational Capitalism, Cambridge: Polity Press 2019.

Sein wichtigstes Stichwort ist die Entropie. In einem Interview: Alexandre Lacroix, > Bernard Stiegler : “Repenser une politique industrielle à l’ère de l’Anthropocène et de l’automatisation” – PhiloMag 17/12/2018 erklärt Stiegler: „Pour moi qui suis un “homme de gauche”, la question importante est de savoir ce que serait une grande politique industrielle de gauche relevant les défis de l’Anthropocène et de l’automatisation – c’est à dire aussi face à l’“Intelligence artificielle”. Affronter cette question suppose de surmonter l’impensé de la critique marxienne, à savoir : l’entropie. Tous les systèmes complexes, tant au niveau biologique qu’au niveau social, sont voués à une déperdition de différentiel – d’énergie, de biodiversité, d’interprétation de l’information – qui mène au chaos entropique.“ Keine Frage, die PC-Technik ist millionenfach schneller als das menschliche Gehirn und steuert umso sicherer auf einen Unfall zu. Das Rechnen, das Kalkül als oberste Maxime der PC-Technik ist auf Konsens aus, es zerstört die Grundlagen der Kontroverse, die Stiegler als fundamentale Grundlage der Wissenschaft begreift. Er ist überzeugt, dass der freie Wille, le libre arbitre, durch die allumfassende Digitalisierung zerstört werden: Zum Vergleich dazu auf einem unserer Blogs: > Wie sozial sind soziale Netzwerke? – 30. Juli 2010 – Unserer Redaktion gefällt der Ansatz von Stiegler, sich auf Grundlage der ersten Texte der Philosophen mit seinem Ansatz der Wissenschaftsgeschichte die heutige Digitalisierung zu untersuchen und gleichzeitig das Internet auf allen Kanälen für die Präsentation seiner Forschungen zu nutzen. Es geht nicht um das kollaborative Arbeiten, sondern er verfolgt eine kontributiven Ansatz:

> Territoire Apprenant Contributif: „Nous vivons une profonde transformation de société liée à la diffusion massive des technologies numériques. Elle impactera très fortement l’emploi. Notre projet consiste à élaborer un nouvel modèle macro-économique centré sur les savoirs et à l’expérimenter sur le territoire de Plaine Commune, pour ensuite le généraliser.“

> Le blog de Bernard Stiegler – Médiapart: darin: B. Stiegler, > L’avenir numérique de l’Université – 7 nov. 2013 ***
Dazu auf unserem Blog > Essai. Lernen und Studieren mit dem Internet – 30. September 2016.

> Bernard Stiegler : « Faire de la Seine-Saint-Denis un territoire contributif » – NouvelObs 16.1.2017

https://twitter.com/GaelGiraud_CNRS/status/974246255432994816

> Projet d’expérimentation territoriale – Plaine Commune – Territoire apprenant contributif *.pdf – site France-Stratégie

Stiegler fordert als Ergebnis seiner Forschungen – eine Neukonzeption des WWW. Es ist bedauerlich, dass zu Beginn der 90er Jahre sich die Entwicklung des WWW, das am CERN in Genf erdacht worden war, sich in die USA verlagert habe. Europa müsse in dieser Hinsicht aufholen. Wird es möglich sein, dass Europa den beiden großen Märkten – ungezügelt in den USA, diktatorisch in China – einen eignen dritten Weg gegenüberstellen kann?

Bernard Stiegler, > Logik der Sorge – Verlust der Aufklärung durch Technik und Medien. Aus dem Französischen von Susanne Baghestani, Berlin 2018.

Stiegler erinnert an die Sorbonne-Rede 2017 von Staatspräsident Macron, in der er eine neue Digtialpolitik für Europa anmahnte; > Initiative pour l’Europe – Discours d’Emmanuel Macron pour une Europe souveraine, unie, démocratique –  26. September 2017 von H. Wittmann.

Denken zu lehren, das geht nicht mit dem PC, so lautet Stieglers Urteil. Denn diese Technik, wie sie z. B. die grundlage von Facebook bildet fürhe zur Infantilisierung und zur Inbeschlagnahme der Konzentration. Leibniz‘ > Rechenmaschine von 1673 war ein Wunderwerk. Aber das erste Signal war gesetzt: Das Rechnen wurde allem vorangesetzt und das ist auch heute so. Stiegler fügt hinzu, Wissenschaft können man nicht ausrechnen und kritisiert damit eine fundamentale Richtung der PC-Technik mit ihrem überbordenden Anspruch nach einer umfassenden Digitalisierung aller Lebensbereiche. Eine totale Verarmung kontert Stiegler. Und fügt hinzu, die Abrüstungsgespräche zwischen Nixon und Brejnew hatten nicht Erfolg wegen der Sorge um einen Atomkrieg sondern eher wegen der Einsicht beider, dass die Technik unweigerlich eines Tages zu einem Unfall führen werde.

Mehrmals erwähnte Stiegler Nanostrukturen, die eigentlich nur in der Vorstellung existieren, wodurch Kants Erkenntnistheorie radikal in Frage gestellt werde.

Den so hochgepriesene Fortschrittsglauben kontert Stiegler mit dem Hinweis darauf, dass 70 % der Arten durch menschliches Handeln vernichtet worden seien. Die Weltkriege und auch Hiroshima und Nagasaki sthen für das Potential des Menschen die Vernichtung voranzutreiben.

Bernard Stiegler, Ce qui fait que la vie vaut la peine d’être vécue: De la pharmacologie, Paris: Flammarion – 273 Seiten: „Ce qui fait que la vie vaut la peine d’être vécue Qu’on l’admette ou qu’on le dénie, chacun sent bien qu’à présent l’avenir de la vie terrestre se trouve mis en jeu dans une urgence inouïe. Et chacun sait que, depuis la séquence historique qui s’est engagée en 2007 et qui paraît avoir déclenché ce qu’on appellerait en physique nucléaire une réaction en chaîne, chaque pas compte et semble se surcharger systémiquement de conséquences très difficilement réversibles – sinon absolument irréversibles….“

Auf die Frage, ob PCs in die Hand von Schülern gehören, erläutert er seine Ansicht, warum Schüler erst in der Sek II mit PCs arbeiten sollten. Zunächst gehe es in der Schule darum, Grundfertigkeiten, auch in der Mathematik, zu erlernen. Er habe in der Schule noch als 12-jähriger Satz vom Pythagoras lernen und dessen Beweis nachvollziehen müssen, das werde heute nicht mehr gefordert. Stiegler zielt auf den Rückgang des Wissens bei den Schülern, das durch die fehlende Konzentration verursacht werde. Dazu zähle auch die unheilvolle Tendenz, Schülern das Ausüben der Handschrift vorzuenthalten: vgl. dazu auf unserem Blog: > Ecrivez-vous à la main ou tapez-vous au clavier ? Schreiben Sie mit der Hand oder der Tastatur? – 24. August 2017 und > Texte schreiben oder Buchstaben suchen? Schreibschrift, Blockschrift oder Touchscreen? – 19. November 2015 und  > auf dem Blog von Klett-Cotta: > Nachgefragt: Manfred Spitzer, Die Smartphone Epidemie. Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft – 15. Oktober 2018

Bernard Stiegler: «Toute technologie est porteuse du pire autant que du meilleur» – le Temps – 22.3.2018
Penseur de l’innovation technologique et de ses implications sociales, le philosophe plaide pour une disruption positive, qui redonne du sens à l’économie et crée de la valeur. L’inverse du système actuel qui s’est dévoyé sous l’influence des libertariens

> Séminaire Plaine-Commune/Ars-Industrialis séance 1 :

Wir zeigen hier einen der Videos auf dieses > Workshops:

> Building (Information Modelling) Real Smart Cities – 12 March 2019.

Stiegler Bernard, « Sortir de l’anthropocène », Multitudes, 2015/3 (n° 60), p. 137-146. DOI : 10.3917/mult.060.0137. URL : https://www.cairn.info/revue-multitudes-2015-3-page-137.htm

Bernard Stiegler, > The Neganthropocene, . Edited and translated by Daniel Ross, London: Open Humanities Press 2018: „In the essays and lectures here titled Neganthropocene, Stiegler opens an entirely new front moving beyond the dead-end “banality” of the Anthropocene. Stiegler stakes out a battleplan to proceed beyond, indeed shrugging off, the fulfillment of nihilism that the era of climate chaos ushers in.“

Les Entretiens du nouveau monde industriel 2018
> L’Intelligence des villess et la nouvelle révolution urbaine
Paris. Centre Pompidou. Grande Salle. 18 et 19 décembre 2018

à suivre

Êtes-vous nomophobe ?

Dienstag, 17. Dezember 2019
1. Ecouter > „Je me sens en insécurité sans mon téléphone“
2. Résumez les propos des participants vgl. > Aufgaben…
3. Votre point de vue ?
4. Discutez dans votre classe

Wie schnell gucken Sie nach dem Aufwachen morgens auf Ihr Smartphone? Jede/r, der auf einer Rolltreppe nicht das Gesicht auf sein Smartphone richtet, ist wenigstens schon im Begriff es gerade mit dem so eingeübten Griff aus der Tasche zu holen, um es sogleich zu konsultuieren – meistens aus purer Langeweile oder um seinen Gemütszustand per Whatsapp wegzuschicken. Bloß nichts verpassen – immer erreichbar sein. Die fortschreitende Digitalisierung aller Lebensbereiche bringt Glück und Segen und viele neue Gefahren: s. hier unten den letzten in diesem Artikel zitierten Tweet. Das ist z. B. die Nomophobie, das ist die Angst von seinem geliebten mobilen Empfangsgerät getrennt zu werden: „no mobile-phone phobia“, fomo aus dem Englischen „fear of missing out“.

France-Culture hat dazu jüngst in eine Sendung betroffene zu Wort kommen lassen: > „Je me sens en insécurité sans mon téléphone“ Und es kommt noch schlimmer, Serge Tisseron : „les outils numériques révèlent des pathologies déjà existantes“.

Auf unserem Blog: > Kein Smartphone mehr in der Schule – 20. Januar 2019

Im Doppelheft PSYCHE, > Digitaliserung, September 2019 untersucht Alessandra Lemma die Bildung sexueller Identität im digitalen Zeitalter. Johannes Döser betreibt eine (kultur-)psychoanalytische Recherche über den kindlichen Gebrauch des Smartphones. Elfriede Löchel stellt psychoanalytische Überlegungen zum Subjekt des digitalen Zeitalters an. Sherry Turkle hinterfragt die Implikationen für den Körper in einer Welt, in der sich immer mehr Menschen auf »Empathie-Maschinen« stützen. Vera King, Benigna Gerisch, Hartmut Rosa, Julia Schreiber, Charlotte Findeis, Diana Lindner, Benedikt Salfeld, Micha Schlichting, Maike Stenger & Stella Voigt gehen den psychischen Bedeutungen des digitalen Messens, Zählens und Vergleichens nach. Martin Altmeyer versucht unter dem Stichwort der »Resonanz« eine Zeitdiagnose der digitalen Moderne. Jürgen Hardt sieht die Psychoanalyse im Widerstreit mit der digitalen Welt. Jürgen Thorwart entwickelt Anmerkungen zu ethischen Fragen der Nutzung digitaler Kommunikationsmedien.

Auf unserem Blog: > Essai. Lernen und Studieren mit dem Internet – 30. September 2016

Und noch mehr auf France-Culture >Information et réseaux sociaux

und dann ist da noch die fast schon perfekte Überwachung:

Éditorial: Warum sollten Schüler unseren Blog lesen?

Montag, 16. Dezember 2019

Immer wieder wird in Gesprächen über unseren Blog die Befürchtung geäußert, die Inhalte auf diesem Blog > Aufgaben auf diesem Blog seien für Schüler/innen zu schwer. Solche Hinweise sind nicht unbegründet, denn zu schwere Aufgaben schrecken die Adressaten leicht ab, lassen diese sich aber darauf ein, merken sie schnell, dass sie viel lernen können und überhaupt, dass sie das bisher Gelernte keinesfalls nicht umsonst gelernt haben – genau darauf richtet sich die Formulierung unserer > Aufgaben, die die Schüler/innen zu möglichst viel Selbständigkeit anleiten wollen.

Eine der schwierigsten Fragen in der Fachdidaktik lautet, > Warum wählen so viele Schüler/innen am Ende der Sek. I Französisch ab? Sicher, man macht ihnen das zu leicht. Man lässt sie über ein Fach und seine Inhalte entscheiden, bevor sie wichtige Autoren kennengelernt haben und durch Vergleich mit dem Nachbarland den eigenen Horizont erweitert haben. Daraus folgt, dass auch in der Mittelstufe die deutsch-französischen Beziehungen und die Literatur ein viel stärkeres Gewicht erhalten müssen. Mit allen Methoden des eigenverantwortlichen Lernens müssen dort die Schüler auch an schwierigere Themen herangeführt werden: vgl. dazu: Andreas Nieweler, Methoden sinnvoll einsetzen, in: id. Fremdsprachen unterrichten, S. 113-139.

Literarische Themenhefte Französisch
Möchten Sie in dem Buch blättern?: Danielle Rambaud, Wolfgang Bohusch (Hrsg.), > Les relations franco-allemandes dans la littérature française
Buch – B2/C1
978-3-12-591586-2 (3-12-591586-4)
> Klassensatzbestellungen

Kurzfassung: Zum Ausdrucken und Verteilen:Der Frankreich-Blog www-france-blog.info

Europas größter Trumpf ist die kulturelle Vielfalt: „La refondation de l’Europe passe par la culture“: >#fbm17 #FRAFRA2017 Le discours d’ouverture d’Emmanuel Macron. Daraus folgt, dass mindestens zwei Fremdsprachen bis zum Abitur eigentlich selbstverständlich sein müssten. Die deutsch-französischen Beziehungen sind meist für Schüler/innen höchstens eine Angelegenheit besonderer Fest- oder Gedenktage, auch nur dann, wenn sie im Französischunterricht daran erinnert werden: z.B. : > Präsident Emmanuel Macron hielt am 18.11.2018 im Deutschen Bundestag die Gedenkrede an die Kriegstoten – Sonntag, 18. November 2018. Fast könnte man davon sprechen, dass Französischunterricht kaum mehr als eine Elite erreicht: nur rund 20 % in der Sek. II lernen Französisch, darunter auch diejenigen, die in einem bilingualen Zweig fast zweisprachig das deutsche und französische Abitur gleichzeitig machen und im optimalen Fall gleich mit einem Studiengang der > Deutsch-französischen Hochschule weitermachen. – 2017/18 lernten 1 440 521 Schüler in den allgemeinbildenden Schulen Französisch. 2018/19 ist ihre Zahl um 2,7 % auf 1 401 189 zurückgegangen. (> Schüler/-innen mit fremdsprachlichem Unterricht – Statistisches Bundesamt) Zum Vergleich > Les élèves germanistes en France – Website des Goethe-Instituts.

Wir benötigen in Frankreich und Deutschland eine große gemeinsame Initiative für den Deutsch- bzw. für den Französischunterricht.  Ist das föderale System in Deutschland der einzige Hemmschuh für eine solche Initiative? Finanzen? Die Zukunft der deutsch-französischen Beziehungen hängt auch von den Sprachkenntnissen und den Kenntnissen über das Nachbarland ab. Alle Politiker nicken dabei immer, aber auch der > Aachener Vertrag vom Januar 2019 macht nur wenige Vorgaben: „Artikel 10. Beide Staaten führen ihre Bildungssysteme durch die Förderung des Erwerbs der Partnersprache, durch die Entwicklung von mit ihrer verfassungsmäßigen Ordnung in Einklang stehenden Strategien zur Erhöhung der Zahl der Schülerinnen, Schüler und Studierenden, die die Partnersprache erlernen, durch die Förderung der gegenseitigen Anerkennung von Schulabschlüssen sowie durch die Schaffung deutsch-französischer Exzellenzinstrumente für Forschung, Ausbildung und Berufsbildung sowie integrierter deutsch-französischer dualer Studiengänge enger zusammen.“ Schon wieder wird zuerst der Föderalismus indirekt aber dafür umso deutlicher formuliert, so also ob alle weitergehenden Maßnahmen im Keim erstickt werden sollen, man will fördern… gar „Exzellenzinstrumente“ einsetzen und die Berufsausbildung verbessern, das ist alles zu wenig und man riskiert es, dass alles beim Alten bleibt und Französisch und Deutsch weiter an Boden verlieren.

Klett engagiert sich für Französisch


> Le réseau franco-allemand des écoles maternelles bilingues « Élysée 2020 » Rapport IGEN – Décembre 2018

> Échange franco-allemand des enseignants du premier degré 2020-2021 -Eduscol

Bruno Studer, > 8 propositions pour un enseignement bilingue ambitieux au service du territoire – Octobre 2018

> Die französische Sprache an meiner Schule fördern – Website des DFJW

> Certifications DELF DALF – Website des Institut français in Deutschland – Mit Unterstützung von Klett

Aktuell:

À suivre


Diese kulturelle Vielfalt betrifft auch den Vergleich mit Frankreich und Deutschland. Eine großer Teil unserer rund 4000 Blogartikel seit 2006 geben einen Eindruck von dieser Vielfalt und begründen direkt und indirekt wieso der Vergleich eine gute Kenntnis beider Länder voraussetzt, wieso die Unterschiede so groß sind und weshalb beide Länder so viel voneinander lernen können. Die > Erinnerungskultur ist eine historische Ebene, die literarische Ebene wird allenfalls mit der > Lektüre französischer Literatur gestreift, erschwert doch die Fächertrennung gemeinsame Projekte mit dem Fach Deutsch. Bedenkt man das große > Angebot an Lektüren für alle Jahrgangsstufen im Fach Französisch kann es um den > Literaturunterricht  im Fach Französisch nicht schlecht bestellt sein:

Lektüren für den Französischunterricht

…allerdings sind die positiven Antworten auf die Frage: Habt Ihr schon mal einen ganzen französischen Roman gelesen eher selten. Und doch ist der Zugang über die Literatur der beste Türöffner zur französischen Kultur. Auch wenn > L’étranger und > L’hôte von > Albert Camus weiterhin zu den Spitzenreitern im Französischunterricht gehören, so sollte man sich auch fragen, ob nicht auch Werke von > Jean-Paul Sartre zur Unterrichtslektüre gehören sollten.

Heiner Wittmann, Existenz, Freiheit und Kunst
Ausgewählte Werke Jean-Paul Sartres im Überblick
in: > Sartre. Unterricht Französisch Nr. 162/2019, S. 9-11.

Die Interviews auf diesem Blog > Nachgefragt:Alain Mabanckou, Une littérature-monde ? oder >Nachgefragt: Boualem Sansal, 2084 oder > Lesung und Interview: Philippe Grimbert, Un secret. Erwähnen wir hier auch Marcel Proust > Nachgefragt: Luc Fraisse, Lire Marcel Proust aujourd’hui – 3. März 2016. Nicht zu vergessen ist die ungeheure Vielfalt der Literatur, die der Francophonie – 58 Artikel – zuzurechnen ist:  Magnier, Bernard, Journalist, Direktor der Reihe «Afriques» beim Verlag Actes Sud hat ein beeindruckendes Panorama des littératures francophones de l’Afrique sub-saharienne vorgestellt: 150 Autoren mit 250 Werken werden auf 150 Seiten präsentiert: > Panorama des littératures francophones de l’Afrique sub-saharienne *.pdf.

Und dann ist Französisch auch so eine Art Arbeitsversicherung. Bewerber, die gute Französischkenntnisse mitbringen, haben immer die Nase vor allen anderen Bewerbern: Unser Topartikel hinsichtlich der Zahl der Aufrufe seit 2 Jahren ist der Artikel über die berufliche Fortbildung: > Conférence à Montpellier, 28 février 2017. Emploi : L’accès au premier emploi en France et en Allemagne avec une bibliographie et une sitographie. Mit Videos haben wir auf unserem Blog viele Artikel begleitet:  > Videos im Französischunterricht: Literatur, Geschichte, Politik, deutsch-französische Beziehungen. Ein andere Schwerpunkt unseres Blogs – diesmal an die Adresse der Französischlehrer/innen ist > Fortbildung und > Fachdidaktik und > Online-Lernen.

> Grundwissen La France
Klasse 11/12 (G8) Klasse 12/13 (G9)
Umfang: 184 Seiten
ISBN: 978-3-12-521006-6

Vokabeltests schrecken ab, weil sie den Schülern ihr Unwissen vor Augen führen. Texte schreiben, das ist es! Mit Konjunktionen – Mais où est donc Ornicar? – Interessante Inhalte diskutieren, entdecken, dass die Lebenswirklichkeit ihrer Altersgenossen in Frankreich so unterschiedlich ist

NEU > www.horizons21.fr – Schauen Sie sich an, wie weit man mit Srpachkenntnissen kommt!

und herausfinden, mit welcher Schule ein Austausch organisiert werden kann: > Haben Ihre Schüler schon eine Partnerschule in Frankreich? – 7. Dezember 2019 von . Über Themen auf dem Frankreich-Blog berichten… etc.

Schüler/innen die Französisch lernen, sollten den Frankreich-Blog kennen, weil er ihnen alle Möglichkeiten für die Anwendung ihrer Sprachkenntnisse demonstriert:  > Twittern für die deutsch-französische Kooperation.

Institut français in Stuttgart:
Game over? Kann die EU die Digitalisierung überhaupt (noch) gestalten?

Mittwoch, 4. Dezember 2019

In den Reihen „Digitale Utopie?“ und „Politik der Digistalisierung“
5. Dezember 2019 19:30 Uhr

Präsident Macron hat den Begriff der „digitalen Souveränität“ in die Debatte eingeführt. Doch was genau kann Politik heute überhaupt regeln? Und auf welche Weise sollte sie in die digitale Kommunikation regelnd eingreifen? Die Soziologin Jasmin Siri beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Schnittmenge von digitaler Kommunikation und Politik. Ihr geht es nicht nur um die Auswirkungen der neuen Medien auf die Politik, sondern auch um die Eingriffsmöglichkeiten der Politik auf die Digitalisierung.

Eine Veranstaltung des IZKT der Universität Stuttgart und des Institut français Stuttgart.

Eintritt frei | Dt.

Gefördert durch: Alleo, Dr. Karl und Elisabeth Eisele Stiftung, Freunde des Institut français Stuttgart, IF Deutschland und und Klett Stiftung.

Institut français Stuttgart, Schlossstr. 51, 70174 Stuttgart

> La souveraineté de l’Europe: Eine Bilanz der Sorbonne-Rede vom 26. September 2017 – Site du Palais de l’Élysée

Foto: © Yasmmin Siri

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