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Der hundertjährige Geburtstag von Albert Camus ist ein Anlass für eine Reihe neuer Piublikationen zu seinem Werk. Iris Radisch hat bei Rowohlt eien Biographie vorgelegt: Camus. Das Ideal der Einfachheit, die sie am 6. November im Literaturhaus Stuttgart vorstellen wird.
> Programm
H. Wittmann, Camus. Das Absurde, die Revolte und die Kunst
Das Centenaire von Albert Camus ist eine gute Gelegenheit, sein Werk wiederzulesen. „Le monde absurde ne reçoit qu’une justification esthétique,“(1) schrieb Albert Camus in sein Tagebuch. Freiheit und Kunst bedeuten > für Camus wie für Sartre eine unabdingbare Grundlage für jeden Künstler und ihr Schaffen, die auch für Schriftsteller und Intellektuelle gilt. Mit seiner Definition der Revolte (Vgl. Le mythe de Sisyphe, 1942, L’homme révolté, 1951, Discours du Prix Nobel, 1957) geht Camus noch einen Schritt weiter. Die Auflehnung des Künstlers gegen die als absurd empfundene Welt ist eine Revolte, die er auch den Ideologien, die seine Freiheit beschneiden wollen, nachdrücklich entgegenstellt. Man hat zu lange die Werke Camus’ auf eine Analyse des Absurden reduziert. Leider wird das Absurde in vielen Interpretationen seiner Werke und auch im Artikel > Albert Camus in Wikipedia immer noch auf eine Beurteilung des Lebens reduziert, das dann oft als sinnlos apostrophiert wird. „Das Absurde ist der Ausgangspunkt der gesamten Philosophie von Camus. Es ist für ihn kein isoliert zu denkender Begriff, sondern Mittelpunkt der Erkenntnis, dass man dem Leid und Elend in der Welt keinen Sinn abgewinnen kann.“ (Artikel > Albert Camus in Wikipedia, aufgerufen am 29.10.2013)
Albert Camus
(c) Oliver Jordan, Privatbesitz
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Nirgends ist Camus so pessimistisch. Im Gegenteil auf sein Werk passt auch die Antwort des Autodidakten in Sartres La Nausée auf die Frage Roquentins, welchen Sinn das Leben habe: „La vie a un sens si l’on veut bien lui en donner un. Il faut d’abord agir, se jeter dans une entreprise. Si ensuite l’on réfléchit, le sort est jeté, on est engagé.“(2) Das Absurde in Camus‘ Werk ist kaum mehr als nur eine Diagnose, die die Stellung des Menschen in der Welt bewertet, auf dessen Fragen die Welt vernunftswidrig schweigt, erklärt Camus in Le Mythe de Sisyphe. Camus hat selbst mit seiner Definition der Revolte auf das Absurde gegeben. Die Revolte verleiht der Kunst eine herausragende Stellung in seinem Gesamtwerk, sie wird für den Künstler zu einer Verpflichtung, seine Freiheit gegen die Ideologien einzusetzen. Es ist also die Kunst, die das Werk Camus‘ in seiner ganzen Tragweite offenbart. Man hat die Schlussfolgerungen, die er aus seinem Werk gezogen hat, nämlich eine eindrucksvolle Bestätigung der Freiheit durch die Kunst, immer vernachlässigt. Im 21. Jahrhundert sollten wir Camus wieder lesen, denn auch heute ist seine Kunst und sein mit ihr verbundener unbedingter Freiheitswille als Bollwerk gegen jede Form der Unterdrückung zu verstehen.
Kürzlich hat Iris Radisch eine Biographie Camus. Das Ideal der Einfachheit verfasst, die sie am 6. November im Literaturhaus Stuttgart vorstellen wird.
100 Jahre Albert Camus
Mi, 06. November 2013 19:00
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit vom Literaturhaus Stuttgart, Breitscheidstraße 4, 70174 Stuttgart, IZKT der Universität Stuttgart und ARTE
19 Uhr: ARTE-Filmvorführung: Albert Camus, Lektüre fürs Leben. Dokumentarfilm von Joël Calmettes, ARTE France 2013, 54 Min.
20 Uhr:Lesung und Gespräch. Moderation Hinrich Schmidt-Henkel:
Ankündigung des IZKT: „Ein Mann, der zum Mörder wird, weil ihn die Sonne blendet – bis heute ist Der Fremde eine der berühmtesten literarischen Figuren der Welt. Albert Camus, sein Schöpfer, ist der Philosoph des Absurden, in das der Mensch hineingestellt ist, der Denker der Revolte, die den Menschen ausmacht – und immer der Anwalt der Einfachheit, die dem Algerienfranzosen das Grundgegebene unter der Sonne und zugleich das am stärksten Gefährdete war. «Aktueller denn je», lautet der Befund von Iris Radisch, einer der führenden deutschsprachigen Literaturkritikerinnen, die uns aus Anlass seines 100. Geburtstages auf eine faszinierende Reise mitnimmt: von Belcourt, dem ärmlichen Viertel Algiers, in dem Camus mit einer stummen Mutter aufwächst, in das graue Paris, das unter deutscher Besatzung die Moral der jungen Existenzialisten herausfordert. Emphatisch vermittelt uns Iris Radisch diesen von karger mittelmeerischer Landschaft geprägten Mann in allen seinen Lebenskämpfen, als Liebhaber der Frauen und eines Denkens, das sich engagiert.“
Die Veranstaltung wird von der DVA-Stiftung gefördert.
> Centenaire Albert Camus (1913-1960)
Auf unserem Blog:
> 1952: Der Streit zwischen Sartre und Camus
> Albert Camus, 7. November 1913 – 4. Januar 1960
(1) A. Camus, Carnets 1935-1948, in: ders., Œuvres complètes, t. II, 1944-1948, Édition publiée sous la direction de Jacqueline Lévi-Valensi, Paris 2006, S. 994.
(2) J.-P. Sartre, La Nausée, Paris 1938, S. 133.