TV-Debatte: Hollande und Sarkozy

3. Mai 2012 von H. Wittmann



„Match nul“, meinte Emmanuel Rivière (TNS-Sofres), Françoise Fressoz (Le Monde) findet, dass Hollande auch nach der Debatte im Vorteil bleibt. Die Generalsekretärin der PS, Martine Aubry, fand ihren Kandidaten außergewöhnlich und Nathalie Kosciusko-Morizet, die Sprecherin von Sarkozy muss natürlich glauben, Sarkozy sei ernsthafter als Hollande gewesen.

Ein Herausforderer hat es grundsätzlich schwerer als der Amtsinhaber. Spannend wurde es bei den Fragen rund um Europa und die Euro-Krise, mit der Sarkozy sicherlich besser vertraut ist als Hollande. Hollande erwähnte das Verhältnis zu Deutschland, und Sarkozy konterte, mindestens zweimal habe Frankreich im Verlauf der Krise die entscheidende Führung übernommen. Thema Kernenergie. Hollande will den Einsatz der Kernenergie um 50 % reduzieren und das Atomkraftwerk Fessenheim schließen. Unter Mitterrand sei die meisten Kraftwerke gebaut werden, antwortete Sarkozy und wies auf die hohen Erdölpreise hin, von denen Frankreich sich abhängiger machen würde. Aber. Es ist nicht überzeugend, wenn der Präsident behauptet, dass die Kernenergie günstig zu haben ist. Das gilt nur für heute. Aber mit allen Folgekosten für künftige Generationen unter allen Szenarien ist sie die teuerste Form der Energiegewinnung. > L’interview (I): Hervé Kempf, LE MONDE, répond à nos questions sur l’énergie nucléaire. Kosten sind immer auch eine Form des Blickwinkels. Schaffung von Lehrerstellen? Sarkozy rechnete vor, dass der Rückgang der Schülerzahlen schon zu einer einem besseren Schüler-Lehrer-Verhältnis geführt habe. Einwanderung: Sarkozy legte detailliert klar, warum er die Einwanderung um 50 % reduzieren möchte. Außerdem wandte er sich mit Nachdruck gegen das kommunale Wahlrecht von Ausländern, die nicht der Gemeinschaft angehören, das sein Herausforderer einführen möchte.

Hollande stellt sich als Präsident vor: > „Ich als Präsident der Republik“ (SPIEGEL ONLINE 4. Mai 2011) „Moi, Président de la République…“: Rhetorisch sehr gelungen, wenn auch mit einigen Schwächen, die darauf hindeuten, dass diese Passage vielleicht wirklich ganz spontan entstanden ist: „Ein Präsident, der nicht Präsident von allem sein will, Chef von allem und tatsächlich verantwortlich sein für nichts.“ In 200 Sekunden auch einige echte Ankündigungen: „Ich als Präsident der Republik würde ein Kabinett ernennen, das zu gleichen Teilen aus Männern und Frauen besteht,“ und „Ich habe eine normale Präsidentschaft beschrieben. Nichts ist normal, wenn man Präsident der Republik ist, denn die Umstände sind außergewöhnlich.“ Na, ja. Und dann das Verhältniswahlrecht für die Parlamentswahlen 2017, das ist noch weit bis dahin. Und die Dezentralisierung. Das wird auch nicht von heute auf morgen gemacht. Und er möchte seinen Premierminister nicht als einen Assistenten behandeln, wie aber denn? Darf der PM künftig die ganze Bandbreite des Art. 20 für sich in Anspruch nehmen? Artikel 20 der Verfassung von 1958: „Die Regierung bestimmt und leitet die Politik der Nation. Sie verfügt über die Verwaltung und die Streitkräfte. Sie ist gegenüber dem Parlament nach Maßgabe der in den Artikel 49 und 50 festgelegten Bedingungen und Verfahren rechenschaftspflichtig.“ Das ist mehr als unwahrscheinlich. Hier hätte Sarkozy mehr Antworten zum Rollenverständnis als Staatspräsident geben müssen.

Match nul? Oder Vorteil des einen oder des anderen? Diese Beurteilung hängt von der eigenen Lagerzugehörigkeit ab. Rhetorisch ist Hollande der Gewinnner der Debatte, da die Anfänge der Debattenrunden, die er eröffnete geschickt mit den Themen platzierte, auf die Sarkozy antworten musste und so in eine Verteidigungssituation kam, die er nicht zu seinen Gunsten nutzen konnte.

„Verachtung und Abscheu“ nennt Mathieu von Rohr, Paris, seinen Beitrag au SPIEGEL-Online und scheint wohl von Hollande sehr eingenommen zu sein: „Sarkozy blieb nur eine Waffe – das Thema Einwanderung. Es war der einzige Moment in der Debatte, dass der Amtsinhaber aufblühte und Hollande kurzfristig unter Druck kam,“ schreibt von Rohr und übergeht damit anderen Passagen der Debatte, in denen Sarkozy auch Punkte sammeln konnte. Es ist nicht einfach, eine objektive Beurteilung der Debatte zu schrieben, zu groß ist die Versuchung der Kommentatoren, ihren Kandidaten als Sieger zu sehen. von Rohr: „Hollande war nicht zur Explosion zu bringen, er bewahrte die Fassung und meist gar die Oberhand. Sarkozy dagegen wirkte manchmal so aufgebracht, dass er zu zittern schien vor Wut und man fürchten musste, er werde stattdessen gleich in die Luft gehen.“ Das ist übertrieben.

1. Teil:

2. Teil:

Hollands Vorstellungen klangen wie auswendig gelernt und einstudiert: „Moi, président de la République, je serai…“

> Pourquoi Hollande a gagné le débat, par Christophe Barbier – L’EXPRESS – 3 mai 2012

> Erreurs, contrevérités et controverses du débat – Le Monde, 3 mai 2012

> Les moments-clés du débat Hollande-Sarkozy – Le Monde, 3 mai 2012

> Sarkozy-Hollande, le débat vu par Twitter – L’EXPRESS – 3 mai 2012

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