Schwäbisch-Hall: Der Künstler verkauft Visionen. Jean-Paul Sartre und Tintoretto
2. November 2022 von H. Wittmann
Vortrag
Montag, 7.11.2022 – 18 Uhr |
Jean-Paul Sartre (1905-1980) ist in erster Linie als Philosoph und Schriftsteller bekannt. 1938 erschien sein Roman La nausée (dt. Der Ekel). Sein philosophisches Hauptwerk L’être et le néant. Essai d’ontologie phénoménologique (dt. Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie) folgte 1943. Aber schon in seiner Abschlussarbeit an der École normal supérieure beschäftigte er sich mit der Vorstellungskraft und entwickelte nach zahlreichen theoretischen Vorarbeiten (L’imagination. Étude critique, 1936, dt. Über die Einbildungskraft und L’imaginaire: Psychologie phénoménologiue de l’imagination, 1940, dt. Das Imaginäre. Phänomenologische Psychologie der Einbildungskraft) eine ästhetische Theorie, indem er Studien u. a. über Baudelaire, Flaubert, Mallarmé, Giacometti und Calder, Freud verfasste. Dieser Vortrag zeigt, wie Sartre seine Porträttheorie auf einen ganze anderen Künstler überträgt: Mit der Analyse einer große Anzahl von Gemälden des venezianischen Malers Jacopo Tintoretto (1518-1594) gelang es Sartre, die Gründe für den immensen Erfolg des venezianischen Malers zu entdecken, genauso, wie er in der Studie über Gustave Flaubert (1821-1880) auf 2801 Seiten bereits herausgefunden hatte, wie dieser aus sich den Autor des Romans Madame Bovary. Mœurs de Province (1857) machen konnte.
Sartres ästhetische Studien über die Kunst zeigen, das weniger die Philosophie, sondern die Kunst der zentrale Bezugspunkt jeder seiner Reflexionen in seinem Gesamtwerk ist.
Heiner Wittmann, Sartre, Camus und die Kunst. Die Herausforderung der Freiheit, Reihe Dialoghi/Dialogues. Literatur und Kultur Italiens und Frankreichs. Hrsg. v. Dirk Hoeges, Band 18, > Verlag Peter Lang, Berlin, Bern u.a., 2020. Hardcover. ISBN 978-3-631-83386-5.
> Bibliographie: Sartre und Tintoretto
Heiner Wittmann, Sartre et la liberté de la création: l’art entre la philosophie et la littérature. in : G. Farina, M. Russo, (Hg.), Sartre et l’arte contemporanea. Immagini e imaginari, dans: Gruppo Ricerca Sartre, > Studi Sartriani, Anno XV / 2021, S. 83-102.