Sarkozy est candidat.

30. November 2006 von H. Wittmann



Alle fragten sich, wird er sich zur Wahl stellen oder nicht? Eigentlich war das gar keine richtige Frage. Es ging nur um den geeigneten Zeitpunkt und die Art und Weise, wie Nicolas Sarkozy (UMP) seine Kandidatur ankündigen würde: Er traf sich mit Journalisten einiger Zeitungen und antwortete auf die Frage „Etes-vous candidat à l’élection présidentielle ?“ – „Ma réponse est oui.“

Im folgenden Gespräch machte der Innenminister erst noch einige allgemeine Bemerkungen und beteuerte, daß diese Entscheidung für ihn nicht unbedingt auf der Hand liege und außerdem handle es sich ja um eine schwere Verantwortung gegenüber den Franzosen, die er um ihr Vertrauen bitten werde. Schon im zweiten Teil seiner Antwort ist von einem Zweifel, ob er kandidieren werde, nichts mehr zu spüren. Für ihn geht es um eine „autre vision de la France“: Und er hat seine Kandidatur gut vorbereitet: „J’ai l’ambition de créer une nouvelle relation avec les Français qui repose sur deux mots : confiance et respect, confiance en la parole donnée et respect de chaque Français pris individuellement.“ – „Ich habe die Absicht eine neue Beziehung mit den Franzosen zu schaffen, die auf zwei Worten beruht: Vertrauen und Respekt, Vertrauen in das gegebene Wort und Respekt gegenüber jedem einzelnen Franzosen.“ – Sarkozy platziert sich also sofort noch in den ersten Sätzen seiner Ankündigung in die Tradition seiner Vorgänger. Er möchte das Vertrauen der Franzosen erhalten, zu ihnen eine neue Beziehung schaffen und bestätigt wie seine Vorgänger den Staatspräsidenten als eine herausragende Person, deren Beziehung zum Volk es zu definieren gilt. Diese Beziehung soll unter dem Zeichen des „tout peut devenir possible“ -alles soll möglich werden“ stehen. Und dann folgt der Satz, in dem der soziale Aufstieg, das Recht auf Eigentum, eine bessere Schule für die Kinder, ein besseres Gehalt, eine wirkliche Gleichheit zwischen Mann und Frau als Visionen genannt werden, die den Franzosen ein besseres Zusammenleben ermöglichen sollen.

Interviews wie dieses sind so interessant, weil man sie auf die kommenden Wahlkampfthemen abklopfen kann, und zugleich etwas vom Selbstverständnis des Kandidaten herauslesen kann: „Dans cette campagne je dirai tout avant afin de pouvoir tout faire après.“ – „In diesem Wahlkampf werde ich alles sagen, damit ich hinterher alles machen kann.“ Dieser Satz ist ein eigenes „billet“ wert, in dem dessen Bedeutung diskutiert werden könnte.

De Gaulle wollte, wie er schon in seiner Rede von Bayeux 1946 erklärte, den Präsidenten über den Parteien platzieren. Sarkozy sucht auch das Vertrauen aller Franzosen, und man muß schon genau nachlesen, wie er seine Position definiert: Mit Blick auf Lionel Jospin (PS), der im letzten Wahlkampf gescheitert war, weil er, so Sarkozy, erklärt hatte, sein Programm sei nicht sozialistisch, will er nun diesen Fehler nicht wiederholen. Man brauche nicht damit zu rechnen, daß er der Rechten und dem Zentrum untreu werde. Er sei aber kein Konservativer und glaube an die Bewegung, und dann kommt der entscheidende Satz: „L’ordre n’est acceptable que s’il est en mouvement. “ – „Die Ordnung ist nur akzepabel, wenn sie in Bewegung ist.“ Dann folgt gleich der Hinweis auf seine Hauptgegnerin: „Le PS a chosi l’immobilisme.“

Und auf die Frage, was er Jacques Chirac wünsche, antwortet Sarkozy „d’être heureux.“

Alle Staatspräsidenten haben in ihrer Amtszeit immer wieder verschiedeneihr Amt zu interpretieren. In diesem Wahlkampf kann man wieder beobachten, in welcher Weise die Kandidaten solche Definitionen aufgreifen und mit welchen Nuancen sie diese deuten.

Das Interview, Nicolas Sarkozy : «Ma réponse est oui» wurde von > Libération, 29.11.2006, veröffentlicht..

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