Nachgefragt: Ulrike Guérot und die Europäische Republik
19. April 2017 von H. Wittmann
Europa steckt in einer Krise. In Großbritannien versuchen Premierministerin Theresa May und Außenminister > Boris Johnson entgegen ihrer ursprünglichen Überzeugung den Brexit duchzusetzen. In Deutschland wettert die AfD gegen Europa und im Wahlkampf zur Präsidentschaftswahl in Frankreich nennt Marine Le Pen in ihrem 144 Punkte Programm nur einmal „Europa“: „Une France libre. Rendre à la France sa souveraineté nationale vers une Europe des Nations indépendantes aus service des peuples.“ Bezeichnenderweise kommt die Erfolgsgeschichte Europas in ihrem Programm nicht vor: „la paix“, sondern sie suggeriert mit dieser Überschrift, Frankreich sei in der EU nicht frei und der Nationalstaat müsse wieder an erster Stelle stehen, was natürlich auch die Abschaffung des Euros erfordere.
Maxime Delrue et Adrien Sénécat , > Immigration et terrorisme : Marine Le Pen multiplie les intox
„La candidate du Front national attaque la dernière ligne droite de sa campagne en multipliant les contre-vérités. Démonstration.“
LE MONDE, 18.04.2017
Die Kritik Jean-Luc Mélenchons an Deutschland lässt nichts wirklich Gutes für das deutsch-französische Tandem hoffen: „Outre-Rhin un monstre est né : l’enfant de la finance dérégulée et d’un pays qui s’est voué à elle, nécrosé par le vieillissement accéléré de sa population. Cette alliance est en train de modeler l’Europe à sa main. En fait, l’Allemagne va mal. Le poison allemand est l’opium des riches. Changer nos vies et faire changer l’Allemagne est une seule et même chose. Il faut le faire avant qu’il ne soit trop tard.“ Klappentext: Le Hareng de Bismarck (Le poison allemand), Mai 2015, éditions Plon.
In dieser Situation Europas hat Ulrike Guérot, die an der Donau-Universität in Krems Politikwissenschaft lehrt, ein Buch vorgelegt: > Warum Europa eine Republik werden muss. Eine politische Utopie, Bonn: Verlag Diez 2. Auflage 2016. Sie stellt sich auf der Grundlage der Gleichheit der Bürger in Europa unter Beteiligung der Regionen eine Europäische Republik vor. WIr haben in der Ankündigung zu ihrer Veranstaltung im Stuttgarter Literaturhaus am 13. April 2017 auf unserem Blog gefragt: Kann Ulrike Guérot der Bewegung > Pulse for Europe das bieten, was ihr noch fehlt? In unserer > Rezension zu ihrem Buch hieß es: „Man muss nicht jeder Idee Guérots beste Zukunftschancen einräumen, aber ihre Utopie ist ungemein anregend, um mal über den Tellerrand der europäischen Institutionen hinauszublicken und weiter zu denken. Wo geht die Reise hin? Das wollen wir von unseren Politikern demnächst häufiger hören. Europa ist eine Friedensidee und ein Hort der Demokratie, das wollen die Populisten nicht wahrhaben; sie wollen die Souveränität ganz selbstlos den Bürgern geben? Wohlstand kommt nicht durch Abschottung, sondern durch Austausch, Offenheit und Gemeinsamkeit. Das Kapitel über die Geschichte der Republik in Europa in Guérots Buch ist sehr anregend und ein politisches Sprungbrett für die Zukunft.“
Vor der Veranstaltung haben wir eine Gelegrnheit gehabt, bei Frau Guérot nachzufragen – Im Anschluss an das Gespräch zeigt der folgende Film in 2 Minuten einen Ausschnitt aus der Veranstaltung mit ihren Thesen zu Europa: