Leichter Französisch lernen durch Latein?
20. November 2006 von H. Wittmann
… fragt Christiane Neveling in > französisch heute 1, S. 36-46:
Ihre Schlußfolgerung:
„Latein bietet in fast allen kognitiven Lernbereichen sowie auch auf affektiver, kommunikativinterkultureller Ebene eine minimale Transferbasis. Die Behauptung, zuerst Latein zu lernen, schaffe gute Voraussetzungen zum Erlernen moderner Fremdsprachen, stellt eine deutliche Überschätzung der Möglichkeiten des Lateinischen dar. Jede moderne romanische Sprache bietet hier mehr: Meißner schließt aus seinen Untersuchungen, dass Syntax und Wortbildung innerhalb der romanischen Sprachen die größte Ähnlichkeit aufweisen (1989: 386) und dass „der vom lateinischen Wortschatz ausgehende lernökonomische Effekt […] erheblich geringer als innerhalb der modernen Romanität“ ist (1993: 545). Wir sollten Eltern und Schüler sachbezogen über die vielen Vorzüge des Lateinischen (kulturelles Wissen über Geschichte, den römischen Alltag, die antike Philosophie, das antike Theater u.v.a.m.) aufklären und ihnen keine wissenschaftlich unhaltbaren Versprechungen machen.“
Meißner, Franz-Joseph (1989): Grundwortschatz und Sprachenfolge. Eine statistische Quantifizierung zum lexikalischen Transfer Französisch/Englisch – Englisch/Französisch, Spanisch, Italienisch. Französisch heute 20, 377-387.
Meißner, Franz-Joseph (1993): Interlexis – ein europäisches Register und die Mehrsprachigkeitsdidaktik. Die Neueren Sprachen 92, 532-554.