Henrik Uterwedde, Die deutsch-französischen Beziehungen. Eine Einführung
20. November 2019 von H. Wittmann
Der langjährige Mitarbeiter und stellvertretende Direktor des Deutsch-französischen Instituts in Ludwigsburg Henrik Uterwedde hat mit dem reichen Schatz seiner Kenntnisse und Erfahrungen eine Einführung mit dem Titel > Die deutsch-französischen Beziehungen verfasst, die jetzt im Verlag Barbara Budrich erschienen ist. Ein kurzer Abriss der „Geschichte einer spannungsreichen Nachbarschaft“ führt von den Anfängen über die Kriege bis zum Deutsch-französischen Vertrag von 1963. Die beiden Kernstaaten in Europa verfügen über bemerkenswerte Gemeinsamkeiten aber auch erstaunliche Unterschiede. „Europa als Ausgangshorizont und Zielhorizont“ hat der Kooperation der beiden Partner einen neuen Rahmen für gegeben, auch wenn das Gleichgewicht zuweilen prekär erscheint. Viel ist in den letzten Jahren über den deutsch-französischen Motor geschrieben worden. Gibt es ihn und was kann er leisten? fragt Uterwedde. Allen wichtigen Domänen wird ein Kapitel gewidmet: Wirtschaft, Euro, Gesellschaft, Kultur, Bildung und Wissenschaft.
Rappel: > Nachgefragt: Henrik Uterwedde antwortet auf unsere Fragen zu den Gelben Westen, Grand Débat National und Aachener Vertrag – 26. Februar 2019
Der Band enthält mehr als eine Landeskunde, denn der Vergleich zwischen Frankreich und Deutschland kommt nicht zu kurz: Bsd. im 2. Kapitel „Warum Deutschland und Frankreich?“, in dem der Autor die gegenseitigen Erwartungen und Bilder, Perzeptionen, wie man in der Politikwissenschaft sagt, Revue passieren lässt. Beide Staaten brauchen einander, wenn auch zuweilen aus unterschiedlichen Gründen.
Die vielen Aufforderungen, Französisch zu lernen, verhallen zuweilen, weil manchen Schülern die Gründe dafür nicht so einsichtig sind. Hier bekommen auch sie das notwendige Hintergrundwissen, um nach der Lektüre der ersten drei Kapitel schon zu ahnen, dass Frankreich kein so normaler Nachbar ist, sondern dass die Aussöhnung ein Wunder ist, dass beide Staaten keineswegs nur schöne bilaterale Beziehungen pflegen, sondern dass ihre Kooperation immer besser wird, je mehr sich beide Staaten zugunsten Europas engagieren: > Macron und Europa.
Kein Staat kann heute die großen Probleme wie Migration , Digitalisierung, Sicherheit und Klimawandel auch nur in Ansätzen für sich alleine lösen. Frankreich und Deutschland können das zusammen alleine auch nicht, aber ihre so intensive Kooperation auf allen Politikfeldern ist geeignet, die Kooperation in Europa voranzutreiben: Kapitel 3: Europa – Ausgangsort und Zielhorizont. Unsere Redaktion meint, wer Französisch lernt bereite sich nicht nur für Reisen in frankophone Länder vor, sondern er bereitet sich auch auf das Mitmischen in Europa vor.
Beeindruckend ist das dichte Netz an Kontakten, die permanente Zusammenarbeit (Kompromisse, S. 69) zwischen den Ministerien der Länder, in Berlin mit denen in Paris, die 2300 Städtepartnerschaften, der intensive Jugend- und Schüleraustausch mit Hilfe des Deutsch-französischen Jugendwerks (DFW), die Initiativen der Deutsch-französischen Hochschule und… > Deutsch-französische Kooperationen: Unsere Bookmarks– 16. Mai 2019. – Die enge Verflechtung in wirtschaftlicher Hinsicht ist ganz bestimmt manchem Sprachabwähler nicht bekannt, denn wenn er um seine Zukunft besorgt ist, müsste er selbstredend bei Französisch bleiben und Spanisch als Arbeitsgemeinschaft weiterführen.
Hört beim Euro und beim Geld die Freundschaft auf? Aber die Stärke der Europäischen Wirtschafts – und Währungsunion ist trotz mancher umfahrenen Klippen ein Erfolgsmodell. Der Weg war lang, die Kompromisse mühsam (S. 93-110). Der Erfolg gibt dieser Union Recht.
Viele bibliographische Angaben mit Internet-Quellen ergänzen den Band.
Siehe auch : Daniela Witzki, > „Tragfähige europäische Kompromisse zu erarbeiten ist alles andere als selbstverständlich.“ – 5 Fragen an Henrik Uterwedde – 19. November 2019.