Charles de Gaulle, Discours de Bayeux, 16 juin 1946
16. Juni 2016 von H. Wittmann
Am 16. Juni 1946 hielt General Charles de Gaulle in Bayeux eine Rede, > le discours de Bayeux, die als Gründungsurkunde der V. Republik (*1958) gelten darf. Im September 1958 kam er als letzter Ministerpräsident der IV. Republik (1946-1958) an die Macht zurück und begründete kurz darauf die V. Republik und wurde von einem vergrößerten Wahlkollegium mit einem Mandat von 7 Jahren zum erste Staatspräsident der V. Republik gewählt.
La statue du général de Gaulle sur l’avenue des Champs-Élysées à Paris, une œuvre de Jean Cardot. >>>
Er hatte sich nach dem Krieg auf seinen Landsitz Colombey-les-deux-Églises zurückgezogen und wollte mit dem Streit der Parteien nichts mehr zu tun haben. Das sagte er auch in Bayeux: „Bref, la rivalité des partis revêt chez nous un caractère fondamental, qui met toujours tout en question et sous lequel s’estompent trop souvent les intérêts supérieurs du pays.“ Und dort skizzierte er auch die Institutionen, so wie er sie sich vorstellte: „C’est donc du chef de l’État, placé au-dessus des partis, élu par un collège qui englobe le Parlement mais beaucoup plus large et composé de manière à faire de lui le président de l’Union française en même temps que celui de la République, que doit procéder le pouvoir exécutif. Au chef de l’État la charge d’accorder l’intérêt général quant au choix des hommes avec l’orientation qui se dégage du Parlement.“
> GENERAL DE GAULLE Discours de Bayeux de 1946. -Vidéo extrait 11 min
Ein Staatschef, der über den Parteien steht. Nach der Verfassungsreform von 1962 wurde der Präsident vom Volk gewählt. Die erste Stichwahl fand 1965 statt: de Gaulle gegen Mitterrand.
2000 wurde das Verfassungsgefüge der V. Republik durch eine > Verfassungsreform erheblich verändert, das Septennat – das siebenjährige Mandat des Präidenten – wurde auf das > Quinquennat reduziert. Künftig werden der Staatspräsident und die Nationalversammlung im gleichen Jahr nacheinander mit gleicher Mandatsdauer gewählt. Es könnten sich Überschneidungen ergeben, wenn der Präsident einmal die Nationalversammlung auflösen würde, und er oder sein Nachfolger nach ihrer Wahl auf eine Auflösung verzichten würden… Das ist bis jetzt nicht der Fall, 2017 werden die Parlamentswahlen kurz nach der Wahl des Staatspräsidenten stattfinden. Die Verkürzung seines Mandat hat dem Präsidenten in gewisser Weise seine Stellung gemäß de Gaullle „au-dessus des partis“ genommen, denn der Präsident scheint immer mehr auch der Präsident der Mehrheit im Parlament zu werden, oder zumindest von ihr abhängig zu werden. Jede Kritik an der Entwicklung der V. Republik muss die Vorstellungen ihres Gründers berücksichtigen, um die Art und Weise wie sich die von ihm begründeten Institutionen verändert haben, verstehen und beurteilen zu können.
> Charles de Gaulle, Discours de Bayeux, 16 juin 1946 auf der Website > www.charles-de-gaulle.org
> Charles de Gaulle (22.11.1890-9.11.1970) – 11.11.2014 – auf unserem Blog