André Glucksmann im Literaturhaus Stuttgart

17. März 2007 von H. Wittmann



André Glucksmann Am 15. März 2007 war André Glucksmann zu Gast im Literaturhaus. Er las einen Text „Darfur, unser Spiegel“, in dem er im ersten Ansatz nach unserer Einstellung zum Genozid fragte: „Wir gewöhnen uns langsam daran.Langsam, unauffällig, sachte, ohne zu leiden, aber wir gewöhnen uns daran. Genozid?“ Dann erinnerte er an die Massker, denen 1994 drei Monate lang täglich 10.000 Tutsis zum Opfer fielen.

André Glucksmann Die Bilder der halb verhungerter äthiopischer Kinder lösten Ende 1986 zunächst eine Spendenweille aus, dann aber als die politischen Gründe für dieses Elend bekannt wurden, versiegten, so Glucksmann, die finanziellen Hilfsquellen. Und dann erinnerte Glucksmann an Krieg in Tschetschenien. „Gleichgültigkeit ist laut Ionesco die Struktur der Nashörnergesellschaft. Doppelt gepanzert gegen die äußere Welt und gegen ihre innerer Welt, sind die Nashörner, die wir sind, – weder realistisch noch sentimental – sanftmütige, ja beinahe sympathische Wesen. Kein Tierschutzverein wird das Überleben einer so kurzsichtigen, und gelehrt stummen Art sischern können,“ fügte Glucksmann hinzu.

André Glucksmann Er warnte die Jugend Europas vor Gleichgültigkeit und erinnerte mit Nachdruck an die Arbeit von > Etudes sans frontières, die mit der Unterstützung tschetschenischer Studenten versucht, zur Unterbrechung der Spirale der Gewalt in Tschetschenien beizutragen. Die vollständige Hoffnungslosigkeit ist ein Tor zum Terrorismus, dem andere Perspektiven gegenübergestellt werden müssen.

André Glucksmann; La route de l’apocalypse passe par Beslan
in : > LE MONDE, 16 septembre 2004 (€): „Ceux qui vivent la fin du monde ne la voient pas, ceux qui la voient ne la vivent pas encore, mais sont condamnés à méditer, fût-ce contre eux-mêmes, au bord du gouffre.“ A. Glucksmann

Ludger Lütkehaus hat in der > DIE ZEIT vom 13.10.2005 Nr.42,
das Buch Ich hasse, also bin ich von André Glucksmann rezensiert.

André Glucksmann: Hass. Die Rückkehr einer elementaren Gewalt. Übers. v. Bernd Wilczek und Ulla Varchim; Verlag Nagel & Kimche, 2005; 286 S.

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