Jürgen Stähle und der Beruf des Simultan-Dolmetschers

6. März 2020 von H. Wittmann



Bei einem Treffen der > Freunde des Stuttgarter Literaturhauses mit den > Freunden des Instituts français am 5. März 2020 hat Jürgen Stähle seinen Beruf des Simultandolmetschers vorgestellt: > www.staehle-international.de:

> Freunde treffen Freunde – Vortrag von Jürgen Stähle über das Dolmetschenwww.freunde-ifs.de

Eine gute Gelegenheit, hier auf unserem Blog an den spannenden Vortrag von Jürgen Stähle zu erinnern. Vielleicht finden Schüler/innen hier ihren idealen Berufswunsch. Es geht um „Das Handwerk und die Kunst des zweitältesten Gewerbes der Welt“, wie der Untertitel des Buches > Vom Übersetzen zum Simultandolmetschen lautet, in dem Jürgen Stähle seinen Beruf vorgestellt hat. 1 zu 1 übersetzen wird nicht zielführend sein. Der Dolmetscher stellt ein Verständnis zwischen den Sprachen und Kulturen her. Er ist für die Interferenzen – die Eingangspforten für Infektionen – zwischen den Sprachen sensibel. Man wundert sich ja, wenn Franzosen sagen „dans quinze jours“… man zählt nach… 14 oder 15 Tage was meint er? Und dann sagt man bei anderer Gelegenheit selber „in acht Tagen“… ? Sprachen haben ihre Eigenheiten, die man nicht wortwörtlich übersetzen kann. Das gilt natürlich vor allem für alle Arten von Redewendungen: Vgl. dazu Mario Wandruszka, Die Mehrsprachigkeit des Menschen, München: Piper 1979. Und wie wird „diffusion nationale“ übersetzt? „Landesweite Verbreitung“. Mit dem Satz „Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache,“ (> de.wikipedia.org/wiki/Philosophische_Untersuchungen, S. 43, zitiert Stähle Ludwig Wittgenstein (Kürzlich erschien eine spannende Untersuchung u.a. zu Wittgenstein: > Nachgefragt: Wolfram Eilenberger, Zeit der Zauberer. Das große Jahrzehnt der Philosophie 1919 – 1929 – 19. März 2018)

Jürgen Stähle im Einsatz: > Jean Echenoz, Navid Kermani  im Literaturhaus Stuttgart – Donnerstag, 31.03.11 / 20.00 Uhr

Stähle fasst seine Berufsausübung als „eine diskret erbrachte Dienstleistung“ zusammen, wobei er an die Notwendigkeit eines Stil- und registersicheren Sprachgefühls erinnert. Ein „interprète“ ist kein „translator“, denn er hört zu, analysiert und legt in einer fremden Sprache aus. Viel Zeit zum Überlegen bleibt nie. Dieses Beherrschen der Rapidität, ja auch schnellen Vorlesern, die nie aufgucken, sondern rasant ihre Blätter runterlesen, muss der Simultandolmetscher foglen können, zuweilen wird mal ein Absatz zusammengefasst.

Harald Weinrich

Jürgen Stähle, Roger Willemsen (Vorwort)
Vom Übersetzen zum Simultandolmetschen
Handwerk und Kunst des zweitältesten Gewerbes der Welt
Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2009.
413 S., 14 s/w Abb. Gebunden
ISBN 978-3-515-09360-6

Rezension: > Vom Übersetzen zum Simultandolmetschen – www.romanistik.info

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