Deutsch-Französische Agenda 2020

6. Februar 2010 von H. Wittmann



Am 4. Februar 2010 hat der deutsch-französische Ministerrat in Paris die

> Deutsch-Französische Agenda 2020

verabschiedet.

Beide Seiten sind sich über den Ausbau der beiderseitigen Beziehungen einig:

„Wir wollen die deutsch-französischen Zusammenarbeit, deren Treuhänder wir sind und die zu vertiefen unsere Pflicht ist, stärken und ausweiten. Wir sind überzeugt, dass für eine enge Verständigung zwischen unseren beiden Ländern verstärkt Kontakte zwischen unseren Zivilgesellschaften geknüpft werden müssen, insbesondere durch den Jugendaustausch. Bildung, Ausbildung und Forschung sind Schlüsselbereiche für unsere Zukunft und wir sind entschlossen, sie gemeinsam zu fördern. Wir werden das Zusammenwachsen unserer Zivilgesellschaften in den kommenden Jahren zu einer Priorität unserer bilateralen Zusammenarbeit machen.“

Zusammenrücken, vertiefen, intensivieren und verstärken, das sind Absichten, die mittlerweile zu den Standardaussagen deutsch-französicher Treffen zählen. Aber man muss auch lesen, was in der Agenda nicht erscheint. Der > deutsch-französische Minister wird nicht kommen. Schade, er wäre eine gute, tägliche Erinnerung daran gewesen, dass man die gemeinsamen Beziehungen auch zwischen den offiziellen Gipfeltreffen verstärken und vertiefen will.

Aber dieses Mal enthält die Agenda doch einige Punkte, die interessante Aktivitäten versprechen:

„Die deutsch-französische Zusammenarbeit im Bereich der beruflichen Bildung muss sich bis 2020 durch die Ausweitung bestehender Programme, auch zur Mobilität von Auszubildenden, weiterentwickeln; wir werden die Eingliederung junger Ausbildungs­absolventen in Unternehmen des anderen Landes vereinfachen, indem wir den Status des deutsch-französischen Praktikanten schaffen,“ und „Schaffung eines deutsch-französischen Ausbildungsmoduls innerhalb der Akademie Auswärtiger Dienst und des künftigen Institut diplomatique et consulaire.“

Besonders interessant ist der Absatz „3. Wachstum, Innovation, Forschung, Bildung, Hochschulwesen:“

Dort liest man u.a.:

“ * Wir möchten, dass bis 2020 jeder zweite deutsche und jeder zweite französische Schü­ler einer weiterführenden Schule das jeweils andere Land zumindest ein Mal besucht hat; zu diesem Zweck rufen wir die weiterführenden Schulen auf, ihre Anstrengungen zu verstärken und mit dem DFJW zusammenzuarbeiten;

* Das Erlernen der Sprache des Partnerlands muss angeregt und gefördert und eine engere Verbindung beider Bildungssysteme angestrebt werden (z. B. bei Schulbüchern, Lehrplänen und Zeugnissen sowie dem Austausch von Lehrern und hohen Beamten).

* Bis 2020 müssen mindestens 200 zweisprachige deutsch-französische Kindertagesstätten eingerichtet werden.

* Ermutigt durch die Einführung des Deutsch-Französischen Geschichtsbuchs beabsich­tigen Frankreich und Deutschland, ein gemeinsames Schulbuch über Europa und die Geschichte der europäischen Integration auszuarbeiten, an dem auch andere euro­päische Partner mitwirken können.“

„… jeder zweite deutsche und jeder zweite französische Schü­ler einer weiterführenden Schule das jeweils andere Land zumindest ein Mal besucht hat;“… wieso eigentlich nur jeder 2. Schüler? Dieses Ziel hätte doch wirklich ein wenig ehrgeiziger ausfallen können. Und das Ziel „Das Erlernen der Sprache des Partnerlands muss angeregt und gefördert werden…“ ist so allgemein formuliert, dass darin kaum konkrete Ziele zu erkennen sind. Aber immerhin, diese guten Absichten werden bekräftigt.

1963 war man schon genauso weit und schrieb in den Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik über die deutsch-französische Zusammenarbeit: „1. Auf dem Gebiet des Erziehungswesens richten sich die Bemühungen hauptsächlich auf folgende Punkte:
a) Sprachunterricht
Die beiden Regierungen erkennen die wesentliche Bedeutung an, die der Kenntnis der Sprache des anderen in jedem der beiden Länder für die deutsch-französische Zusammenarbeit zukommt. Zu diesem Zweck werden sie sich bemühen, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um die Zahl der deutschen Schüler, die Französisch lernen, und die der französischen Schüler, die Deutsch lernen, zu erhöhen. … “

Immerhin, die Agenda nennt ausdrücklich die Aufgaben des > DFJW, das seit kurzem eine wunderbare neue Website hat.

Würde ein deutsch-französischer Minister über die Realisierung dieser Projekte wachen…

> Entretien de Pierre Lellouche avec l’AFP (04.02.10)

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