Archiv für April 2019

Paris-Berlin. Nachgefragt: Christian Lequesne répond à nos questions

Mittwoch, 17. April 2019

Es klingt wirklich besorgniserregend, wenn Libération dem Artikel von Jean Quatremer, ihrem Korrespondenten aus Brüssel den Titel > Le couple franco-allemand au bord du divorce, 14 avril 2019, gibt. Was ist da los? Wir haben Christian Lequesne, Professeur à Sciences Po in Paris, nach diesen Unstimmigkeiten gefragt. Sie seien doch etwas übertrieben, meinte er aber ergibt doch zu verstehen, dass die Visionen von Präsident Emmanuel Macron hinsichtlich Europas in Berlin so nicht ganz geteilt werden.

Man könne schon erkennen, dass die CDU weniger in Bezug  auf Europa weniger föderalistisch geworden sei und weniger supranational eingestellt sei. Die Angst vor Kosten in Europa nannte Lequesne etwas „obsessionnel„. Möglicherweise habe man in Paris die Kapazitäten von Bundeskanzlerin Merkel auf die Europa-Vorschläge von Macron einzugehen überschätzt und die innenpolitischen Zwänge in Berlin unterschätzt.

> Nachgefragt: “L’Europe ne doit pas se faire dans le silence.”Entretien avec Christian Lequesne, Professeur à Sciences po à Paris – 18. Dezember 2017

Les relations franco-allemandes.Entretien avec Christian Lequesne au CERI de l’Institut d’Études politiques de Paris – 25 März 2014

> Der Gastbeitrag von Emmanuel Macron: Ein Appell zugunsten Europas – 5. März 2019 – mit allen Links zu seinen Reden über Europa.

Es knirscht zwischen Paris und Berlin

Mittwoch, 17. April 2019

Der Brexit, den die Briten nicht in den Griff bekommen, hält die EU unnötig auf. Gerade jetzt vor den Europawahlen im Mai hätte die EU Wichtigeres zu tun, als ständig neue Verschiebungen des Brexits in Kauf nehmen zu müssen.  Insoweit Präsident Emmanuel Macron hat Recht, wenn er sich gegen eine lange Verschiebung des Brexit mit immer größerer Unsicherheit über die Ansichten der Briten wendet.  Die EU hat sich die Tagesordnung von den Briten  diktieren lassen und dadurch sind viele Themen liegengeblieben. Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte offenbar einen längeren Aufschub für die Briten als Präsident Macron akzeptieren. Nun haben sich die Staats- und Regierungschefs auf den 31.10.2019 als Austrittsdatum für den Brexit geeinigt – mit der Option, dass Großbritannien auch eher austreten kann, wenn das Unterhaus den Austrittsvertrag mit der EU doch noch akzeptieren sollte.

Wie auch immer, die Entscheidungslosigkeit der Briten den anderen Mitgliedsstaaten der EU wichtige Zeit gekostet – gerade auch, um Präsident Emmanuel Macron eine wirklich substantielle Antwort auf seine europapolitischen Vorschläge zu geben: > Der Gastbeitrag von Emmanuel Macron: Ein Appell zugunsten Europas – 5. März 2019 – mit allen Links zu seinen Reden über Europa. Dei Vorsitzende der CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer hat auf seine Vorschläge sehr schnell geantwortet: > Der Appell von Emmanuel Macron und die Antwort von Annegret Kramp-Karrenbauer – 12. März 2019. In der Tat greift sie viele Vorschläge des Präsidenten auf, aber ihre Gedanke, den Standort Straßburg des EU-Parlaments aufzulösen, hat in Paris ganz erhebliche Irritationen ausgelöst, wodurch kaum noch Zeit blieb, die Übereinstimmungen zu diskutieren und zu bewerten.

Ist dieses Gerangel um den Brexit es wert, die Stimmung zwischen Paris und Berlin eintrüben zu lassen? Es nicht einfach, nach den Gründen für dieses Knirschen zu suchen. Sind es innenpolitische Erwägungen, die diesen Dissens zwischen Macron und Merkel so offen zutagetreten lassen? Ist das unseelige Brexit-Problem nur ein Vorwand für Berlin, um von anderen Problemen oder Fragen abzulenken? Nach der > Unterzeichnung des Aachener Vertrags und der ersten Sitzung der Deutsch-französischen Parlamentsversammlung sollte le #francoallemand eigentlich besser funktionieren. Wichtig: Sucht man auf Twitter nach > „deutsch-französische Kooperation“ gibt es jetzt deutlich häufigere  Nachrichten als  vor der Unterzeichnung des Aachener Vertrags.

Jetzt nennt Jean Quatremer in Libération am 14. April 2019 sogar von Scheidung: > Le couple franco-allemand au bord du divorce. „Das ist übertrieben,“ sagt Christian Lequesne, Professor an Sciences Po, > Paris-Berlin. Nachgefragt: Christian Lequesne répond à nos questions – 17. April 2019, er lässt dann aber doch durchblicken, dass die Berliner Reaktionen auf die Europa-Vorschläge von Emmanuel Macron nicht ausreichen. Und ein Beamter im  Quai d’Orsay meint sogar, nach der Sorbonne-Rede von Präsident Macron habe man eine historische Chance verpasst und deutet die deutsch-französische Kooperation zunehmend als eine Zweckgemeinschaft, die doch sehr stark von den innenpolitischen Einflüssen abhängig sei.

Neu bei Klett-Cotta. Nachgefragt: Pierre Lemaitre, die Farben des Feuers,

Freitag, 12. April 2019

french german 

EU-Gipfel in Brüssel zum Brexit

Donnerstag, 11. April 2019

Wir sammeln noch. Unsere Redaktion arbeitet an einem weiteren Artikel.

> Boris Johnson und der #NONBrexit
26. Juli 2016 von H. Wittmann

Jetzt verlassen die Briten am 31.10. – oder eher, wenn das Unterhaus dem Vertrag mit der EU-zustimmt – die EU. Im Juni soll das Datum nochmal überprüft werden; auf diese Weise wird der Einspruch von Präsident Macron berücksichtigt, der sich für eine kürzere Frist bis zum Brexit ausgesprochen hat. Außerdem muss Großbritannien an der EU-Wahl teilnehmen, falls es nicht bis zum 22.5. zu einem Brexit kommt :

A.L. Kennedy, in: MAX JOSEPH 2018/29 No. 3: „Umbrüche“, S. 70:

Und es gibt wieder neue Stimmen aus England:

und die Demonstranten waren auch in Brüssel:

Und Mr. President schimpft auf die EU, sie sei zu streng, meint er zu nachgiebig?

> Historiker Adam Tooze über den Brexit„Die größte politische Katastrophe meines Lebens“ – Adam Tooze im Gespräch mit Ute Welty – Deutschlandfunk Kultur, 8.4.2019

Und in der Nationalversammlung:

Aus unserem Artikel zum Brexit vom 13.10.2016  > #Brexit oder #nonBrexit ?

Auf unserem Blog. Vieles zum Einsatz von Twitter im Unterricht: > Schule und Politik: Vom Twittern in Frankreich und Deutschland – 20. April 2016

Anleitung für Suchausdrücke: > https://dev.twitter.com/rest/reference/get/search/tweets: Anzahl der Tweets, Zeitaum und > Query Operators und die Sprache der Tweets einstellbar:

> Tweets zum Brexit auf Englisch
> Tweets zum Brexit auf Französisch
> Tweets zum Brexit auf Deutsch

… aus einem bestimmten Profil mit dem Stichwort Brexit als Grundlage für eine Analyse benötigt, kann man in der Timeline von > twitter.com/FranceBlogInfo mit dem Stichwort Brexit => https://twitter.com/search?q=francebloginfo%20brexit&src=typd einen speziellen Textcorpus herstellen: > https://twitter.com/search?q=brexit%20%40france-blog.info&src=typd. Vorzugsweise über die normale Suchfunktion in Twitter so > “@francebloginfo brexit” einzugeben: Weitere Einstellmöglichkeiten sind: lang=all oder lang=fr. Oder die > Erweiterte Suche von Twitter nutzen.

Mit Hilfe der Erweiterten Suche und diesem Ausdruck > “brexit OR nonbrexit from:francebloginfo since:2016-01-01” kann eine spezielle Tweetline erzeugt werden, die nur die Meldungen unseres Twitteraccounts mit den Ausdrücken Brexit und Nonbrexit seit Januar 2016 enthält.

> Haben Sie im Französischunterricht schon mal mit Twitter gearbeitet? 5. Oktober 2017

In der Reihe „ Grands écrivains français“: Pierre Lemaitre im Literaturhaus

Donnerstag, 11. April 2019

Unter dem Titel „Die Farben des Feuers“ ist der neue große Roman des Prix-Goncourt-Preisträgers Pierre Lemaitre in der Übersetzung von Tobias Scheffel erschienen. Es ist die Fortsetzung seines Romans „Au revoir là-haut“ („Wir sehen uns dort oben“), für den er 2013 den Prix-Goncourt erhielt.

> Stuttgart – Literaturhaus
Donnerstag 11.04.19 19.30 Uhr
Die Farben des Feuers
Pierre Lemaitre
Lesung und Gespräch
Moderation: Tobias Scheffel

> Lesebericht: Pierre Lemaitre, Wir sehen uns dort oben – 23. Januar 2015

> Vorgefragt: Pierre Lemaître, Wir sehen uns dort oben – 16. Oktober 2014

Lemaitre schreibt in der Tradition der großen Fortsetzungsromane des 19ten Jahrhundert, seine Vorbilder sind Dumas, Balzac und Hugo. In „Die Farben des Feuers“ zeichnet er nun ein Bild Frankreichs zwischen 1927 und 1935. Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs verstärkt die Weltwirtschaftskrise(1) Habgier und Neid in den Straßen von Paris, und so bahnt sich ein Komplott an, um das mächtige Bankimperium Péricourt zu Fall zu bringen. Doch Alleinerbin Madeleine weiß die Verhältnisse in Europa für sich zu nutzen, und dreht den Spieß kurzerhand um. Sie steht an der Spitze eines Bankimperiums – in einer Epoche, in der es Frauen nicht einmal gestattet war, selbst einen Scheck zu unterschreiben. Im Schatten von Börsenskandalen und politischen Wirrnissen verusachen die Neider das Verderben der Familie. Doch für Madeleine ist das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen.

Pierre Lemaitre, geboren 1951 in Paris, ist neben dem Verfassen historischer Romane auch Kriminal-und Thrillerautor. Er wurde 2013 mit dem wichtigsten französischen Literaturpreis ausgezeichnet.

Moderation: Tobias Scheffel | in dt. und frz. Sprache

Eine gemeinsame Veranstaltung des Literaturhaus Stuttgart und des Institut français Stuttgart.

> Lesebericht: Pierre Lemaitre, Die Farben des Feuers – 7. März 2019 | Autor: Heiner Wittmann

Pierre Lemaitre
> Die Farben des Feuers
Roman
Aus dem Französischen von Tobias Scheffel
(Orig.: Couleurs de l‘incendie)
1. Aufl. 2019, 479 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-96338-0

Pierre Lemaitre
> Drei Tage und ein Leben
Roman
Aus dem Französischen von Tobias Scheffel (Orig.: Trois jours et une vie)
1. Aufl. 2017, 270 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-608-98106-3

> Lesebericht: Pierre Lemaitre, Drei Tage und ein Leben – 14. September 2017

1. Vgl. Heiner Wittmann, Die Weltwirtschaftskrise von 1929 und die französische Literatur, in: Heidi Beutin, Wolfgang Beutin, Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Herbert Schmidt, Claudia Wörmann-Adam (Hg.) > “Wir müssen die Wahrheit über die barbarischen Zustände sagen“. Welt-Wirtschafts-Krisen und ihre Auswirkungen auf Gesellschaft, Politik und Kultur. Mössingen-Talheim 2014, S. 45-66.

Die Ergebnisse des Grand Débat National

Montag, 8. April 2019

Ergänzt am 10.4.19: Heute, am 8. April, wurden im Grand Palais von den Veranstaltern der Grand Débat National Premier Minister Édouard Philippe eine Synthese der Grand Débat National überreicht. Man rechnet damit, dass Staatspräsident Emmanuel Macron Mitte April als Antwort auf die Ergebnisse der Debatte konkrete Maßnahmen verkünden wird. Immerhin hat Premier Minister Édouard Philippe  angedeutet, „schneller“ die Steuern senken zu wollen und er scheint nicht abgeneigt zu sein, die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 km/h auf Landstraßen überdenken zu wollen

Manchmal ist Twitter richtig gut, weil man einen Eindruck von einem Ereignis gleich vorzeigen kann:

Allerdings verleitet Twitter dazu, dass das schnelle und oft unüberlegte Liken, Teilen und somit Weiterleiten von Nachrichten möglicherweise zur Verbreitung nicht korrekter, und nicht hinreichend überprüfter Nachrichten beiträgt. Ein Journalist prüft die Fakten, am besten aus drei Quellen und ordnet sie in seinem Text, der zur Nachricht wird, ein, damit der Leser sich einen Überblick über ein Ereignis verschaffen kann. Seien wir uns bewusst, dass die beiden hier oben zitierten Tweets vielleicht nur einen Aspekt des Ereignisses wiedergeben, oder gar einen Aspekt ungebührlich überbetonen. Unsere Redaktion wird auf dieses Thema der Nachrichtenerstellung nochmal zurückkommen.

Vgl. Die Analyse von Les décodeurs LE MONDE: > Doublons de contributions, participants frénétiques… les limites du grand débat en ligne – par Jonathan Parienté et Maxime Ferrer, 8 avril 2019 à

> Grand Débat National – Website des Elysée-Palasts

> Grand Débat national auf unserem Blog

> Le Grand Débat National sur le site de la Commission nationale du débat public.

Die Zeitung LA CROIX hat heute am 8.4.2019 eine Analyse aus der Feder von Pierre Sautreuil veröffentlicht: > Grand débat, l’heure du bilan pour l’exécutif.

Bei der Debatte von vier Monaten wurden 1 932 884 Beiträge oonline eingereicht, 10 452 lokale Versammlungen wurden abgehalten, 16 132 „cahiers citoyens“ wurden eingereicht, die später in der Bibliothèque nationale de France archiviert werden, und 15 701 Briefe, und 4 große nationale Konferenzen und 19 Bürgerversammlungen abgehalten.

> Le grand débat national à partir du 15 janvier 2019 – Dienstag, 15. Januar 2019

Diese Themen standen im Vordergrund der Debatte
1. Der ökologische Umbau
2. Steuern und öffentliche Ausgaben
3. Demokratie und Bürgerbeteiligung (la citoyenneté)
4. Die Organisation des Staates und die öffentlichen Dienste

Nach der Debatte, so die verantwortlichen Minister Emmanuelle Wargon und Sébastien Lecornu, ergeben sich die weiteren Themen: „Gesundheit, Soziales und Integration“, „Kaufkraft“, „Unternehmen und Beschäftigung“, und „Erziehung“.

Es wird nicht einfach sein, die Vielfalt der Diskussionsbeiträge auf den Punkt zu bringen. Der Grand Débat national war von der Regierung geschickt als Antwort auf die Demonstrationen und die Forderungen der Gelben Westen organisiert worden. Nun hat es den Anschein, dass der Themenkreis viele Forderungen der Gelben Westen sogar übertrifft. Alle Augen richten sich nun auf den Élysée-Palast. Wie wird Emmanuel Macron sich entscheiden? Welche Maßnahmen wird er ankündigen? Ein Referendum, von dem im Augenblick nciht mehr gesprochen wird. Ist diese Option vom Tisch?

Die gesamte Präsentation im Grand Palais am 8.4.2019:

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