Französische Filmtage Stuttgart
Freitag, 20. Oktober 2006Die Organisation und das Kommunale Kino Stuttgart haben einen > 2. Newsletter zu den Filmtagen in Stuttgart vom 2. – 8.11.2006 veröffentlicht.
Die Organisation und das Kommunale Kino Stuttgart haben einen > 2. Newsletter zu den Filmtagen in Stuttgart vom 2. – 8.11.2006 veröffentlicht.
Beim 7. deutsch-französischen Ministerrat hat das Geschichtsbuch eine durchaus prominente Rolle gespielt. Das Auswärtige Amt berichtet, zunächst wurde jeweils ein deutsches und ein französisches Exemplar durch die französische Seite allen teilnehmenden Ministern überreicht. Insofern fand es bereits in der Plenarsitzung des Ministerrates Erwähnung. Anschließend hat Frau Bundeskanzlerin Merkel zum Ende der gemeinsamen Pressekonferenz auf das Buch hingewiesen und auch Präsident Chirac hat kommentiert.
In der Mitschrift der > Pressekonferenz zum 7. Deutsch-Französischen Ministerrat steht:
„BK’IN MERKEL: Wenn ich noch eine letzte Bemerkung machen darf: Wir haben heute ein gemeinsames deutsch-französisches Geschichtsbuch vorgelegt bekommen, und dieses Geschichtsbuch ist eine wirkliche historische Novität. Es ist von Deutschland, dem deutsch-französischen Koordinator Peter Müller und den entsprechenden französischen Beteiligten erarbeitet worden. Ich glaube, das zeigt auch, wie wir inzwischen gemeinsam unsere jungen Menschen ausbilden, sodass von Anfang an gar keine Zweifel aufkommen können. Wer Interesse daran hat, der sollte sich dieses Buch einmal anschauen.
P CHIRAC: Ich möchte ebenfalls bekräftigen, was die Bundeskanzlerin gesagt hat. Das war eine ausgezeichnete Arbeit. Herr Peter Müller, der hier anwesend ist, hat unterstrichen, dass es sich um das erste Schulbuch handelt, das von allen deutschen Ländern wegen seiner Qualität und Dank der Leistung des Ministerpräsidenten angenommen wurde.“
[Anmerklung: Natürlich ist nicht Peter Müller der Autor des deutsch-französischen Geschichtsbuchs, sondern zehn deutsche und französische Historiker haben es in Zusammenarbeit mit den Verlagen Klett und Nathan sowie unterstützt durch eine binationale Expertenkommission erarbeitet. Der Ernst Klett Verlag wird Frau Merkel bei passender Gelegenheit bestimmt darauf hinweisen…]
Nach 20 Jahren ist das Buch von Pierre Michon jetzt übersetzt worden und hat auf deutsch den Titel Leben der kleinen Toten bekommen. (Suhrkamp Verlag) Der Orignaltitel paßt viel besser zu dem Buch, in dem Michon die Erinnerung an die Menschen von damals auf dem Land aufleben läßt, der deutsche Titel überantwortet die Gestalten seiner Erzählung ausdrücklich einer Vergangenheit. Aber so geht es oft den Buchtiteln. Viel wichtiger ist, dass dieser Band jetzt endlich auf deutsch vorliegt. 1984 schrieb > Hans-Peter Kunisch in der Zeit „Pierre Michon ist die große Entdeckung der französischen Gegenwartsliteratur,“ und sein Roman steht auch auf der > Bestenliste des SWR.
Am letzten Freitag war > Pierre Michon Gast im Stuttgarter Literaturhaus.
Wie in vielen anderen modernen oder sich modernisierenden Gesellschaften ist auch Frankreich von einer sozialen Spaltung in Wohlhabende und Mittelose betroffen. Dem Staat gelingt es nicht mehr sozialen Ausgleich zu schaffen. Dies hat fatale Folgen, wie es die „Fracture Sociale“ zeigt: 6,3 % der Bevölkerung, also 3,7 Millionen Personen, verdienen weniger als 645 Euro im Monat.
Wenn der Staat versagt, müssen die Bürger selbst, die Zivilgesellschaft, einen Ausgleich zu schaffen, um den französischen Wert der Fraternité, der Brüderlichkeit, zu verwirklichen. Wenn vom unpersönlichen Staat keine Hilfe eingefordert werden kann, so doch von den Mitmenschen.
Diese humanistische Einstellung findet ihren Ausdruck in zahlreichen Initiativen und Vereinigungen der französischen Zivilgesellschaft, von denen nur wenige so bekannt sind, wie die von dem Schauspieler Michel Joseph Coluche 1985 gegründeten „Restos du Cœurs“ (Restaurants des Herzens), die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Bedürftigen Essen auszugeben. Das Projekt entstand durch eine offen ausgesprochene Idee Coluches im Radiosender Europe 1 am 26.9.1985:
„Ich habe eine kleine Idee… wenn es Menschen gäbe, die bereit wären, für eine kostenlose Kantine zu spenden, die man erst in Paris, dann in den großen Städten von Frankreich einrichten würde, dann würden wir so ein Projekt durchführen. Es hätte zum Ziel 2.000 bis 3.000 kostenlose Essen pro Tag zu verteilen.”
Der Sänger Jean Jacques Goldman komponiert ein Lied, dessen Text von Persönlichkeiten wie von Coluche selbst, Nathalie Baye, Catherine Deneuve, Michel Drucker, Yves Montand und Michel Platini gesungen wird. Millionen französischer Bürger spenden für die Restaurants. Im Dezember 1985 werden mit Hilfe von 5.000 ehrenamtlichen Helfern 8,5 Milllionen Essen verteilt.
Zur Finanzierung seines Projekts schlug Coluche im Januar 1986 in einer Fernsehsendung ein Gesetz vor, dass für Privatpersonen einen Steuerabzug bis 1.000 FF für Spenden vorsah. Tatsächlich wurde das Gesetz vom französischen Parlament mit überwältigender Mehrheit 1988 verabschiedet und trug somit auch zum Erfolg der Restos du Cœurs, die in der französischen Bevölkerung von allen Vereinigungen das höchste Vertrauen genießen. 1988 wurden in den 2.500 Zentren in ganz Frankreich bereits 25 Millionen Essen ausgegeben, im Jahre 2004 sogar 65 Millionen!
Diese Zahlen verweisen auf das bedeutende Ausmaß nicht stattlicher, solidarischer Initiativen.
Der Winter wird bald kommen.
Wer spenden oder helfen möchte: www.restaurantsducoeur.com
Unter der Überschrift „Studie mit Nutzwert: „Studieren in Frankreich und Deutschland“ weist das Deutsch-französuische Institut in Ludwigsburg in seiner neuesten Ausgabe von > dfi-aktuell auf das jüngst erschienene Buch Durand, Béatrice/Neubert, Stefanie/Röseberg, Dorothee/Viallon, Virginie hin: Studieren in Frankreich und Deutschland: akademische Lehr- und Lernkulturen im Vergleich. Berlin: Avinus Verl., 2006. 109 S., 10 Euro.